Leben in den USA

Kulturelle Unterschiede

January 8, 2018
Juliane Tranacher

Trinkgeld in den USA: Wie viel „Tip“ ist angemessen?

Die Höhe des Trinkgelds in Amerika versetzt viele Europäer bei ihrem ersten USA-Aufenthalt in Staunen. Doch auch wer schon länger hier lebt, steht immer wieder vor der Tipping-Frage, etwa wenn es um das Personal im Wohngebäude geht oder um den Holiday Tip am Jahresende. Wir erklären, wie viel Trinkgeld in den unterschiedlichen Situationen angemessen ist.

Ursprünglich war das Trinkgeld („tip“ oder „gratuity“) in den USA ähnlich wie in Europa als eine Anerkennung für außergewöhnlich guten Service gedacht. Inzwischen wird für viele Dienstleistungen ein Trinkgeld in einer bestimmten Höhe erwartet. Wer den Tip verweigert oder ein zu niedriges Trinkgeld gibt, muss damit rechnen, dass er vom Service-Personal darauf angesprochen wird – das kann dann (ganz unamerikanisch) auch schon mal in einem recht unfreundlichen Ton geschehen. Der Hintergrund: Service-Kräfte verdienen in der Regel sehr wenig. Das gilt insbesondere für Kellner. In vielen Bundesstaaten liegt ihr Mindestlohn deutlich unter dem Mindestlohn anderer Service-Kräfte, und zwar bei gerade einmal 2,13 Dollar pro Stunde! Dementsprechend sind viele Kellner auf ein gutes Trinkgeld angewiesen, um über die Runden zu kommen.

Wie bezahle ich das Trinkgeld?

Wer seine Dienstleistung mit Kreditkarte zahlt, hat beim Tipping in der Regel zwei Möglichkeiten: Entweder kann der Tip in das entsprechende Feld auf der Rechnung eingetragen werden (das Trinkgeld wird dann über die Kreditkarte abgebucht) oder der Tip kann bar zur Rechnung gelegt werden. In diesem Fall sollte das entsprechende Feld auf der Rechnung durchgestrichen werden. Zudem sollte das Tipping mit Scheinen und nicht mit Münzgeld erfolgen.

Weil in den USA auch für kleinere Dienstleistungen Trinkgeld anfällt (etwa für die Gepäckträger am Flughafen), solltest du stets einige Dollar-Scheine bei dir führen, die du dem Personal beim Bedanken geben kannst.

Wer bekommt wie viel Tip in Amerika?

Restaurants

In Restaurants wird ein Trinkgeld von 15 bis 18 Prozent gegeben. In Großstädten mit hohen Lebenshaltungskosten wie New York oder San Francisco sind 18 bis 20 Prozent üblich. In manchen Restaurants, insbesondere in sehr touristischen Gegenden, ist das Trinkgeld bereits in der Rechnung enthalten. In der Regel beträgt es dann 15 oder 18 Prozent. Auch für größere Gruppen ab sechs Personen wird manchmal ein pauschaler Tip eingerechnet. Zudem ist zu beachten, dass es inzwischen einige Restaurants gibt, insbesondere in Großstädten wie New York, die das Trinkgeld komplett abgeschafft haben. Ist dies der Fall, wird im Restaurant in der Regel explizit darauf hingewiesen.

Fastfood-Restaurants

In regulären Fastfood-Restaurants wird kein Trinkgeld gegeben, es sei denn, das Essen wird an den Tisch gebracht. Dann sollte der Tip ein bis zwei Dollar betragen. Er wird einfach auf dem Tisch liegen gelassen, der Kellner sammelt das Geld dann beim Abräumen ein.

Coffee Shops

In Coffee Shops wie Starbucks ist das Tipping kein Muss, für einen guten Service oder freundliches Personal können aber ebenfalls ein bis zwei Dollar gegeben werden, die in einen Behälter an der Kasse gelegt werden können. Wer mit Kreditkarte zahlt, wird auch manchmal auf dem Computerbildschirm nach Trinkgeld gefragt. Hier kannst du in der Regel entweder selbst einen Betrag auswählen oder den vorgeschlagenen Tip zahlen.

Frisöre, Taxi- und Limousinenfahrer, Barkeeper und Essenslieferanten

Dienstleister wie Frisöre, Taxifahrer, Barkeeper und Essenslieferanten sollten ein Trinkgeld von rund 15 Prozent erhalten (in großen Städten etwas mehr) oder mindestens ein bis zwei Dollar. Fahrer von Luxuslimousinen erwarten ein höheres Trinkgeld als reguläre Taxifahrer. Hier sollte der Tip rund 20 Prozent betragen.

Kleinere Service-Leistungen

Kleinere Service-Leistungen werden in den USA ebenfalls mit einem Trinkgeld bedacht. So sollten Gepäckträger am Flughafen oder im Hotel etwa einen Dollar pro Gepäckstück erhalten. Auch für Dienstleistungen wie das Rufen eines Taxis oder die Reservierung in einem Restaurant erhält das Hotelpersonal (in der Regel Doorman beziehungsweise Concierge) einen Tip von einem Dollar. Handelt es sich um besondere Dienstleistungen sollte das Trinkgeld entsprechend angepasst werden. Die Zimmermädchen („housekeeping“) können entweder täglich mit ein bis zwei Dollar bedacht werden oder am Ende des Aufenthalts mit einer entsprechend höheren Summe.

Doormen, Handymen und Concierges in Wohngebäuden

Je nach Hausregeln fallen die Tipping Rules in Wohngebäuden unterschiedlich aus. Wenn du in einem Gebäude mit Hauspersonal wohnst, solltest du dich am besten anfangs über die Regeln und Gewohnheiten informieren. In manchen Gebäuden werden Leistungen wie Handwerksarbeiten direkt mit einem Trinkgeld bedacht. Je nach Aufwand sind hier ein bis zwei Dollar angemessen.

In anderen Gebäuden wird nicht bei jeder Leistung direkt Trinkgeld gegeben. In manchen Gebäuden ist es dem Personal sogar untersagt, das Geld anzunehmen. Stattdessen werden hier die Bewohner oft am Jahresende darauf hingewiesen, dass sie den einzelnen Gebäudemitarbeitern einen Obolus schenken können. Dieser Tip ist nicht verpflichtend, viele Hausbewohner geben sich aber große Mühe mit dem Geldgeschenk: Oft werden sogar extra Holiday Cards mit einem Foto der Familie gedruckt, damit das Hauspersonal auch weiß, von wem das Geld stammt, und der Tip eine persönliche Note erhält.

Die Höhe des Tips hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem...

  • ...von der Tätigkeit des jeweiligen Mitarbeiters,

  • ... davon, ob man bereits unterjährig für bestimmte Leistungen Trinkgeld gegeben hat,

  • ... von der Größe des Gebäudes (je mehr Personal angestellt ist, desto niedriger fällt der Tip für den Einzelnen aus),

  • ... von der Qualität des Services,

  • ... vom Dienstalter der jeweiligen Person,

  • ... davon, ob du Mieter oder Eigentümer einer Wohnung bist (Eigentümer zahlen in der Regel einen höheren Tip),

  • von der Höhe der Service-Leistungen, die du im Jahr beansprucht hast.

Holiday Tipping

Im Folgenden haben wir dir eine Übersicht zusammengestellt, die du als Richtlinie für deine Holiday Tips am Jahresende verwenden kannst:

Hauspersonal

  • Hausverwalter („super“, „resident manager“): durchschnittlich 75 bis 175 Dollar, in Einzelfällen auch deutlich mehr

  • Doorman und Concierge: durchschnittlich 25 bis 150 Dollar, in Einzelfällen deutlich mehr

  • Handyman: etwa 20 bis 30 Dollar

  • Garagenaufsicht: etwa 25 bis 75 Dollar

Andere Dienstleister

  • Reinigungskräfte: ein bis zwei Wochengehälter

  • Vollzeit-Nanny: ein bis zwei Wochengehälter

  • Babysitter (der nicht regelmäßig kommt): 25 bis 50 Dollar oder ein Geschenkgutschein

  • Dog Walker: etwa ein Wochengehalt

Postbote/UPS/Fed Ex: Postboten dürfen laut Gesetz kein Geld oder Geschenke im Wert von über 20 Dollar annehmen. Wenn du viele Pakete erhältst ist für UPS- oder „Fed Ex“-Fahrer ein Trinkgeld von 25 bis 50 Dollar aber angemessen.

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