Leben in den USA

Lebenslinien

July 14, 2018
Juliane Tranacher

Lebenslinien: Katharina von Knobloch, Coach und Bloggerin in Chicago

Lebenslinien: Katharina von Knobloch, Coach und Bloggerin in Chicago


Was bringt Deutsche, Österreicher und Schweizer nach Amerika? Welche wertvollen Erfahrungen haben sie in den USA gemacht und wie hat sie die Zeit im Ausland geprägt? In unserer Interview-Reihe stellen wir deutschsprachige Expats und Auswanderer vor und befragen sie zu ihrem Leben in Amerika, zu ihren Wünschen, Träumen und Sorgen.

Dieses Mal sprechen wir mit Katharina von Knobloch, die vor einem Jahr gemeinsam mit ihrem Mann von München nach Chicago gezogen ist und nun eine Ausbildung zum Expat-Karriere-Coach macht. Auf ihrem Blog www.sharethelove.blog berichtet sie von ihrem Leben in den USA und gibt Tipps, wie man sich als Expat-Partnerin beruflich weiterentwickeln kann. Ihr Ziel: Andere Frauen bei ihrer Suche nach einem eigenen beruflichen Werdegang im Ausland zu unterstützen.


Liebe Katharina, wie hat sich der Umzug nach Amerika auf deine Karriere ausgewirkt?

Ich war vorher im Business Development und Marketing Consulting tätig und bin in dieser Rolle wirklich aufgegangen. Der Job meines Mannes war der Grund für unseren Umzug. Hier angekommen hat sich die Arbeitssuche anders als erwartet entwickelt. Während einige gewohnte Wege versperrt blieben, haben sich viele neue Möglichkeiten aufgetan und ich habe meinen alten Wunsch nach Selbstständigkeit wiederentdeckt. Derzeit richte ich all meinen Fokus auf das Ziel, andere Expat-Partner bei der beruflichen Selbstfindung zu unterstützen. Ich entwickle mich ständig weiter und lerne jeden Tag neu dazu, sei es durch Gespräche mit anderen Experten, Workshops oder meine Ausbildung zum Coach.

Hast du das Gefühl, dass es in Amerika leichter ist, sich selbstständig zu machen beziehungsweise selbstständig zu sein?

Ich sehe die größte Hürde der Selbstständigkeit nicht unbedingt auf der rechtlichen oder organisatorischen Ebene. Die größere Hürde ist vielmehr die Art, wie die Gesellschaft mit Gründungen umgeht. Wenn ich hier in den USA von meiner Vision und Geschäftsidee erzähle, interessieren sich die Menschen dafür uns wollen mehr wissen. Am Ende bekommt man dadurch auch viel Bestätigung und den notwendigen Drive, um fortzufahren – auch wenn man am Anfang mehr investiert als man einnimmt. In Deutschland hingehen wird man oft gleich auf das Finanzielle beschränkt und die Einnahmequelle wird wichtiger als die eigentliche Idee gesehen. Nicht selten werden da gleich zu Anfang Fragen gestellt wie „Und wie willst du damit Geld verdienen?“ oder „Willst du dir nicht lieber einen richtigen Job suchen?“. Die Zeit in den USA hilft mir dabei, längerfristig zu denken und Qualität vor Quantität zu setzen. Diese neugewonnene Freiheit genieße ich ungemein.

Wie sieht ein typischer Montagmorgen bei dir aus?

In meiner früheren Bürowelt war der Montag oft der wehmütige Abschied vom Wochenende und eine lange Arbeitswoche lag vor mir. Jetzt, in meiner Selbstständigkeit überkommt mich jeden Sonntagabend die Vorfreude auf Montag. Ich kann es kaum erwarten, die Woche zu planen und meine Projekte voranzutreiben. Diese neue Sichtweise hängt auch damit zusammen, dass ich mir jetzt meine Woche viel besser einteilen kann. So läuft montags die Waschmaschine neben meiner ersten Coaching-Stunde und der Sport wird nicht abends gemacht, sondern dann, wenn die Sonne scheint. Auch das Wochenende ist jetzt viel entspannter und mit weniger Verpflichtungen vollgepackt, was mir viel mehr Energie für meine Projekte unter der Woche gibt.

Wann hattest du das Gefühl, so richtig angekommen zu sein?

So richtig angekommen fühlte ich mich erst nach etwa zehn Monaten. Man sollte nicht unterschätzen, wie lange es dauern kann, sich etwas Neues aufzubauen. Insbesondere wenn man nicht an die alte Karriere anknüpfen kann, braucht es etwas Zeit, sein Leben neu auszurichten. Rückblickend halte ich es für sehr sinnvoll, sich diese Zeit zu geben. Ich bin froh, nicht dem erstbesten Job nachgegangen zu sein, sondern die Zeit im Ausland als Chance begriffen zu haben, die eigenen Ziele neu zu definieren und auch außerhalb des Gewohnten nach Chancen zu suchen.

Was hättest du gerne gewusst, bevor du nach Amerika gezogen bist?

Ich hätte gerne schon vorher reflektiert, wie viel Wandel mit dieser Entscheidung verbunden ist. Mein Mann und ich sind als klassische Expats nach Amerika gekommen. Das heißt, wir werden nur für eine gewisse Zeit hier sein und dann wieder nach Deutschland zurückkehren. Aufgrund dieser klar eingegrenzten Periode dachte ich, dass ich nicht so viele Veränderungen erleben werde. Das stimmt aber nicht. Während meiner Ausbildung zum Coach ist mir immer bewusster geworden, wie sinnvoll es gewesen wäre, meine persönlichen und beruflichen Ziele mit einem Coach zu besprechen und frühzeitig über Alternativen nachzudenken. Genau hier möchte ich in meiner Arbeit ansetzen. Ich möchte Unternehmen deutlich machen, was den Expat-Partnern wirklich abverlangt wird, und zeigen, wie diese mehr unterstützt werden können. Denn nur wenn der Expat-Partner auch zufrieden ist, kann die Entsendung ein Erfolg werden.

Liebe Katharina, vielen Dank für das Gespräch!

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