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March 1, 2019
Katharina von Knobloch

Entsendungspakete richtig verhandeln

Entsendungspakete richtig verhandeln


Viele Unternehmen bieten bei der klassischen Entsendung von Mitarbeitern ins Ausland sogenannte Entsendungspakete an.In diesem Artikel sind wir bereits auf die typischen Bestandteile dieser und ihre Entwicklung im Laufe der Zeit eingegangen. Nun möchten wir aufzeigen, was du bei der Verhandlung von Entsendungspaketen beachten solltest, damit sie auch mitausreisende Partner und Kinder einen hohen Nutzen bieten.

Entsendungspaket als Verhandlungspunkt VOR Aufbruch in die neue zweite Heimat

Die einzelnen im Paket beinhalteten Leistungen sind oft wichtige Verhandlungspunkte zwischen Mitarbeiter und Unternehmen und sollten auch so gesehen werden. Natürlich hat jedes Unternehmen unterschiedliche Voraussetzungen und nicht selten ist es der Mitarbeiter selbst der den Wunsch hegt ins Ausland zu gehen. Daher kann die Verhandlungsmasse etwas geringer ausfallen als gewollt. Trotzdem sollte einem immer bewusst sein, welchen Wert das Auslandsprojekt für das Unternehmen hat und welch großer Umbruch gleichzeitig für die eigene Familie damit verbunden ist.

Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter ins Ausland, wenn eine lokale Rekrutierung nicht ausreicht. Die Platzierung des eigenen Mitarbeiters im Ausland wird daher als wichtigster Katalysator für effizientes Wachstum über den Heimatmarkt hinaus angesehen. Daher sollten diese Pakete immer mit einem kritischen Auge betrachtet werden: Wie unterstützt das Paket meine Familie? Welche höheren Lebensunterhaltskosten kommen auf uns zu, die ausgeglichen werden sollten? Wie sieht es aus mit der Krankenversicherung, auch bei Heimatbesuchen? Wird es neben finanzieller Unterstützung auch persönliche Ansprechpartner vor Ort geben? Welcher HR-Verantwortliche wird während der Zeit im Ausland für mich zu erreichen sein? Diese und weitere Fragen gilt es zu überlegen.

Da die einzelnen Pakete, wie in diesem Artikel beschrieben, in ihren Bestandteilen so unterschiedlich ausfallen lohnt es sich Kontakt mit anderen Mitarbeitern des Unternehmens aufzunehmen, die bereits im Ausland waren, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.

Den Partner in die Überlegungen mit einbeziehen

Eine entscheidende Empfehlung unsererseits ist es, den Partnern bei der Verhandlung der Leistungsbestandteile des Entsendungspakets mit einzubeziehen. Dinge wie Wohngeld, Firmenwagen und Übernahme einer internationalen Krankenversicherung können auf den ersten Blick als mehr als ausreichend wirken.

Wichtig ist jedoch, auch darüber hinaus zu überlegen wie der Arbeitgeber den mitausreisenden Partner unterstützen kann. Angebote wie Sprachkurse oder Coachings sind vergleichsweise günstig, haben für den Partner aber einen hohen Stellenwert. Das Unternehmen signalisiert dem Mitarbeiter, dass auch die Zufriedenheit des Partners wichtig ist.

Auch innerhalb der Partnerschaft ist es hilfreich, wenn der arbeitende Partner signalisiert, dass die berufliche Entwicklung des mitausreisenden Partners gesehen und unterstützt wird.

Nicht alle Firmen haben von vorneherein Leistungen für den Partner in ihren Paketen vorgesehen, aber eine proaktive Nachfrage schadet nicht und kann das Unternehmen in diese Richtung sensibilisieren.

Empfehlungen für den mitausreisenden Partner

Persönlichen Kontakt aufbauen

Wir empfehlen mitausreisenden Partnern bereits vor der Entsendung Kontakt zum jeweiligen Ansprechpartners des Unternehmens aufzubauen und Anfragen nicht immer nur indirekt über den Partner zu stellen. Es ist immer hilfreich, sich persönlich vorzustellen und bei Rückfragen zu wissen, an wen man sich wenden kann.

Proaktives Anfragen von Schulungen

Auch kann es sinnvoll sein, sich aktiv zu überlegen wie das Unternehmen sinnvoll unterstützen könnte. Hier kann es sich etwa um einen Sprachkurs handeln, um eine Fortbildung im eigenen Fachbereich, oder vieles mehr. Nicht selten werden Weiterbildungen für den mitausreisenden Partner vom entsendenden Unternehmen übernommen, obwohl dies im Vorfeld nicht explizit angeboten wurde. Entscheidend hierbei ist eine schlüssige Argumentationskette. Welche Schulung macht Sinn? Gibt es ein bestimmtes Themenfeld in dem ich mich entwickeln möchte? Wir empfehlen, die Beweggründe mit einer kurzen Beschreibung und einem Kostenvoranschlag zusammenzufassen und proaktiv an den Ansprechpartner im Unternehmen zu senden. In der Regel werden diese Schulungen nach Kostenfreigabe privat bezahlt und mit der nächsten Lohnzahlung ausgeglichen. Bei vielen kleineren Beträgen lohnt es sich, die entsprechenden Schulungen zu sammeln und gebündelt anzufragen.

Rentenfortzahlung

Neben Schulungen können auch Leistungen wie eine private Rentenfortzahlung beim Arbeitgeber angefragt werden. Diese sind ebenfalls vergleichsweise günstig für das Unternehmen, haben aber für den Partner einen hohen Wert.

Mitausreisende Kinder

Wenn Familien mit Kindern ins Ausland entsandt werden, erwartet die Familie natürlich noch einmal eine größere Herausforderung, auch finanziell. Gerade große Firmen bieten daher häufig die Übernahme von Kinderbetreuungs- und Schulkosten in einem bestimmten Rahmen an und leisten zum Teil auch eine Ausgleichszahlung für das wegfallende Kindergeld. Üblicherweise wird für Familien auch mehr Wohngeld zur Verfügung gestellt, als für Paare.

Darüber hinaus gibt es auch hier die Möglichkeit, die Familie mit Leistungen wie interkulturellem Training und Sprachkursen speziell für die Kinder oder für die ganze Familie gemeinsam zu unterstützen. Da auch die Kinder betreffend Leistungen, die über eine rein finanzielle Unterstützung hinausgehen, noch recht selten in Entsendungspaketen vorgesehen sind, lohnt es sich hier ebenfalls, beim Arbeitgeber nachzufragen.

Fazit

Abschließend ist zu sagen, dass sich ein persönlicher Austausch mit dem Unternehmen immer als Vorteil herausstellt. Selbst wenn kein Entsendungspaket vorgesehen ist, schadet ein proaktives Nachfragen in keinem Fall.

Die Unzufriedenheit des Partners ist immer noch Hauptabbruchsgrund für Auslandsentsendungen und dessen ist sich das Unternehmen oft bewusst. Der finanzielle Ausfall bei einer vorzeitigen Rückkehr ist für den Arbeitgeber ein echtes Risiko.

Unterstützung des Partners und der Familie bindet Mitarbeiter länger an das Unternehmen. Häufig wird diese aber immer noch nur dann angeboten, wenn die Herausforderungen, die die Familie erwarten, von Arbeitnehmerseite klar angesprochen werden. Hier gab es in unserer Leistungsgesellschaft in der Vergangenheit eine große Scheu. Die neue Einstellung der Millennials Generation zur Bedeutung von Arbeit und zunehmende Vernetzung der Mitarbeiter brechen diese Barrieren aber vermehrt auf.

Ein perfekter Zeitpunkt also, um noch einmal beim Unternehmen anzuklopfen und nach individueller Unterstützung zu fragen.


Über die Autorin
Katharina von Knobloch war im Marketing und Business Development tätig, bevor sie mit ihrem Mann in die USA zog. 2017 gründete sie ihren Blog www.sharethelove.blog, um andere Expat-Partner dabei zu unterstützen, sich nach einer erfolgreichen Karriere in der Heimat mit der neuen Rolle als Expat-Partnerin anzufreunden und sich eine neue berufliche Laufbahn aufzubauen. Mehr über Katharina erfährst du in unserem Interview mit ihr.

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