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Schule

February 14, 2018
Juliane Tranacher

Das Wichtigste, was du über das amerikanische Schulsystem wissen musst

Das Wichtigste, was du über das amerikanische Schulsystem wissen musst


Das amerikanische Schulsystem unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich von dem deutschen. Das kann bei Expats und Auswanderern mitunter für Verwirrung sorgen. Wir erklären die wichtigsten Besonderheiten des US-Schulsystems.

Wie in Deutschland ist auch in den USA jedes Kind dazu berechtigt, eine öffentliche Schule kostenlos zu besuchen. Zudem werden bildungspolitische Entscheidungen in Amerika wie in Deutschland nicht auf nationaler Ebene, sondern auf Ebene der Bundesstaaten und Schulbezirke beziehungsweise Bundesländer getroffen. Damit sind die beiden wesentlichen Gemeinsamkeiten der beiden Schulsysteme – das Anrecht auf kostenlosen Schulbesuch und der Föderalismus – aber auch schon genannt.

Die Wahl der Schule

Wer in den USA lebt, kann sein Kind sowohl auf eine öffentliche Schule wie auch eine kostenpflichtige Privatschule schicken (etwa auf ein Internat, eine internationale Schule oder eine religiöse Einrichtung). Dieser Blog-Artikel behandelt die Struktur der öffentlichen Schulen.

Zwar hat jedes Kind im schulfähigen Alter das Anrecht eine öffentliche Schule zu besuchen. Das bedeutet aber nicht, dass es jede beliebige Schule besuchen kann. In der Regel besucht das Kind diejenige Einrichtung, die am nächsten am Wohnort gelegen ist. Dementsprechend zählt die Qualität der ansässigen Schulen für viele Familien zu einem der wichtigsten Faktoren, wenn es um die Wahl des Wohnortes geht.

Nicht überall entscheidet jedoch der eigene Wohnort darüber, auf welche Schule ein Kind gehen kann. Gerade in Großstädten, in denen die Nachfrage hoch und die Plätze begrenzt sind, spielen Auswahlverfahren, Eignungstests und Interviews eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, einen Platz an bestimmten Schulen zu ergattern.

Zudem gibt es einige Städte und Gemeinden, die besonderen Wert auf Chancengleichheit und „diversity“ legen, also eine Durchmischung von Kindern mit unterschiedlichem kulturellen und finanziellen Hintergrund. In Städten wie San Francisco gibt es deshalb beispielsweise ein ausgeklügeltes Losverfahren, bei dem Eltern nur einen bedingten Einfluss darauf haben, auf welche Grundschule ihr Kind kommt. Mehr Infos dazu gibt es in diesem spannenden Artikel aus der ZEIT.

Gliederung des amerikanischen Schulsystems

Das amerikanische Schulsystem gliedert sich in drei Stufen wobei es – abhängig vom jeweiligen Schuldistrikt – lokale Unterschiede gibt:

  • Elementary School (Grundschule)

  • Middle School / Junior High School (auch "junior high“ genannt)

  • High School (auch „senior high school“ oder kurz „senior high“ genannt)


Elementary School

Gewöhnlich werden die Kinder in den USA mit fünf Jahren in den sogenannten „kindergarten“ eingeschult, der mit der ersten Klasse in Deutschland vergleichbar ist. Zuvor haben sie häufig bereits an einem Betreuungsprogramm wie Day Care, Nursery School oder Pre-School teilgenommen. Anders als in Deutschland gehen die Kinder also zunächst in die Vorschule (Pre-School) und anschließend in den Kindergarten (die erste Klasse der Grundschule).

Je nach Schulbezirk umfassen die Elementary Schools die Klassenstufen „kindergarten“ (die schlicht mit dem Buchstaben „K“ abgekürzt wird) bis zur vierten, fünften oder sechsten Klasse. In Schulbezirken, in denen es keine Middle Schools und Junior High Schools gibt, reichen sie auch bis zur achten Klasse. In diesem Fall wird die Grundschule häufig als Primary School bezeichnet (im Gegensatz zur Secondary School, der High School).

Die Klassengröße beträgt in der Regel zwischen 18 und 24 Schülern, in Ballungszentren kann sie jedoch auch die 30 überschreiten. Neben dem Klassenlehrer ist häufig auch noch ein sogenannter Teacher Assistent vorhanden, der den Lehrer unterstützt. Zudem gibt es spezielle Fachlehrkräfte für Fremdsprachenunterricht und Fächer wie Sport, Kunst und Musik. Diese Lehrer unterrichten ausschließlich ihr Fach und verfügen zumeist über eigene Unterrichtsräume.

Während in Deutschland der Klassenverbund über die gesamte Grundschulzeit bestehen bleibt, wird dieser in den USA von der Grundschule an nach jedem Schuljahr aufgelöst und neu gemischt. Auch die Klassenlehrer sind auf einzelne Jahrgangsstufen spezialisiert und wechseln meist jedes Jahr. Ausnahmen werden bei Klassen mit besonderem Fokus gemacht, etwa bei sogenannten Dual Language Programs, bei denen neben Englisch noch in einer Fremdsprache (zumeist Spanisch) unterrichtet wird. Diese bleiben als Klassenverbund bestehen.

Middle School / Junior High School

Middle Schools umfassen meist die Klassenstufen 6 bis 8, Junior High Schools die Klassenstufen 7 bis 8 beziehungsweise 9. Während alle Kinder in der Grundschule im wesentlichen den gleichen Lehrplan durchlaufen, können sie ab der Mittelstufe einige Kurse individuell wählen (sogenannte „electives“).

(Senior) High School

Die Senior High School umfasst die Klassenstufen 8 bis 12 beziehungsweise 10 bis 12 und wird mit dem High School Diploma abgeschlossen.

An der High School wird ausschließlich im Kurssystem unterrichtet, nicht im Klassenverband. Zwar gibt es Pflichtfächer, die die Schüler über einen bestimmten Zeitraum belegen müssen (wie Englisch, Geschichte und Mathematik). Darüber hinaus gibt es aber – je nach Größe und (finanzieller) Ausstattung der Schule – oft ein vielfältiges Angebot an frei wählbaren Kursen, die deutsche Expats und Auswanderer häufig staunen lassen: Von Webdesign und Mechatronik über Psychologie und Soziologie bis hin zu Kochen, Drama oder Kreatives Schreiben können die unterschiedlichsten Kurse auf dem Lehrplan stehen.

Grundsätzlich sieht das amerikanische Schulsystem keine Differenzierung zwischen verschieden begabten Schülern vor. Kinder der unterschiedlichsten Niveaus kommen auf die High School. Damit gleicht sie der deutschen Gesamtschule. Allerdings gibt es sowohl für Schüler mit speziellem Betreuungsbedarf („special needs children“) als auch für begabtere Schüler eine gesonderte Förderung. So haben Schüler mit überdurchschnittlichen Leistungen beispielsweise an vielen High Schools die Möglichkeit, sogenannte „Advanced Placement courses“ (kurz „AP courses“) zu besuchen. Diese Kurse erfüllen das College-Niveau und können in der Regel sogar beim späteren Studium angerechnet werden.

Magnet Schools

Immer mehr Schulbezirke – vor allem in Großstädten und Metropolregionen – verfügen neben den „normalen“ Public Schools über sogenannte Magnet Schools. Bei diesen Schulen handelt es sich um Einrichtungen mit besonderer Spezialisierung, etwa auf Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften oder Kunst und Schauspiel. Aufgrund dieser Spezialisierung ziehen sie nicht nur Schüler aus der unmittelbaren Umgebung, sondern auch von weiter her an (daher die Bezeichnung „magnet schools“). Einige der Schulen haben gesonderte Aufnahmeverfahren, da es regelmäßig mehr Bewerber gibt als Plätze. Landesweit gibt es über 3.000 Magnet Schools mit über zwei Millionen Schülern.

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