Wurde dein Bankkonto in der Heimat geschlossen? Es könnte an FATCA liegen.
Wenn du in den USA lebst, aber noch ein Konto bei einer deutschen Bank hast, solltest du FATCA (Foreign Account Tax Compliance Act) kennen. Denn US-Einwohner müssen finanzielle Vermögenswerte, die sie im Ausland halten, melden. Wann gilt man als US-Person, worauf muss man vorbereitet sein und wie kann man trotzdem seine europäischen Portfolios halten?
Als ich vor über 20 Jahren in die USA zog, führte ich mein europäisches Aktien- und Anleihenportfolio sowie mein Girokonto weiter bei der damaligen örtlichen HypoVereinsbank (HVB). Vor einigen Jahren erhielt ich dann eine Benachrichtigung von der HVB (damals war ich Präsident der HVB Capital Management in New York), in der mir freundlich mitgeteilt wurde, dass es ihnen nicht mehr möglich sei, mein Portfolio zu verwalten und dass sie es zutiefst bedauerten, die Konten aller US-Personen schließen zu müssen. Sie erklärten mir, dass sie nicht mehr in der Lage seien, einen US-Einwohner zu beraten. Die Bank müsste sich sonst bei der SEC (United States Securities and Exchange Commission) registrieren lassen. Natürlich war ich enttäuscht, da ich die Sonderkonditionen, die Bankangestellte für Wertpapiergeschäfte erhalten, verlor. Mir wurde auch mitgeteilt, dass keine Ausnahmen gemacht wurden.
Wechsel
zum Online-Broker und weiter zur Sparkasse
Also verlegte ich mein Konto zu einem deutschen Online-Broker. Zwei Jahre
später bekam ich einen Anruf mit der Aufforderung, mein Konto beim
Online-Broker bis zu einem bestimmten Datum zu schließen. Hätte ich deren
Aufforderung ignoriert, wäre mein Konto eingefroren worden. Wieder hatte ich
keine andere Wahl, als eine andere Depotstelle zu suchen, um mein Vermögen zu
übertragen. Die einzige Bank, die mir anbot, ein Konto zu eröffnen, war eine
kleine lokale Sparkasse mitten im Nirgendwo in Deutschland. Sie kümmerten sich
nicht sonderlich um die Registrierung bei der SEC, da sie nur einen
amerikanischen Einwohner als Kunden hatten (mich!). Sie ignorierten die
Registrierungsregeln für Berater von US-Bürgern und freuten sich über die
Anlagen.
Und
dann doch zur US-Bank
Doch im Jahr 2012 erhielt ich einen Brief von dieser kleinen lokalen Bank, in
dem stand, dass sie keine Geschäfte mehr mit Kunden machen würden, die entweder
US-Bürger oder Inhaber einer Green Card sind oder eine Adresse in den USA
haben. Diese Änderung war auf FATCA (Foreign Account Tax Compliance Act)
zurückzuführen. FATCA machte die Berichtspflichten für Deutsche, die in den USA
leben, zu aufwendig. Aufgrund des Gesetzes war es für fast alle deutschen
Banken viel sinnvoller, der relativ kleinen Anzahl von US-Kunden, die sie
betreuten, zu kündigen, anstatt zu versuchen, die lästigen und kostspieligen
Vorschriften zu erfüllen. An diesem Punkt gab ich auf und übertrug meine Assets
auf eine Bank in den USA – etwas, das ich schon vor langer Zeit hätte tun
sollen.
Doppelte
Staatsbürgerschaft
Ein Grund, warum ich einen Teil meines Kapitals in Deutschland behalten wollte,
war die Möglichkeit, nach ein paar Jahren in den USA zurückzukehren.
Nachdem klar war, dass ich auf unbestimmte Zeit in den USA bleiben würde,
hatte ich trotzdem immer noch nicht mein gesamtes Vermögen in die USA
verlagert. Ein Grund dafür war mein Antrag auf doppelte Staatsbürgerschaft: Mir
wurde gesagt, dass ich, wenn ich amerikanischer Staatsbürger werde, meine
deutsche Staatsbürgerschaft aber behalten möchte, einen Nachweis brauche, der
belegt, dass ich entweder eines Tages nach Deutschland zurückkehren möchte oder
dass ich besondere Bindungen zu diesem Land habe usw. Dafür wäre es hilfreich,
Vermögen in Deutschland zu haben.
Insgesamt wäre es aus verschiedenen Gründen einfacher gewesen, das gesamte Vermögen in die USA zu übertragen, einer davon war eine vereinfachte Steuererklärung. Es wäre nicht nötig gewesen, zusätzliche Formulare zu erstellen und/oder Kapitalgewinne und -verluste manuell zu berechnen. Außerdem hätte ich den FBAR (Foreign Bank Account Report) nicht einreichen müssen (erforderlich für US-Personen, deren ausländische Kontenwerte $10.000 übersteigen).
Spannende
Optionen
Während FATCA den Banken in ganz Europa das Geschäft mit in den USA ansässigen
Personen entzieht, gibt es in den USA Spezialisten, die diese Kunden gerne
übernehmen. Mein Schweizer Kollege zum Beispiel ist von der Verwaltung
internationaler Portfolios auf europäische Portfolios umgestiegen, da es eine große
Nachfrage von Deutschen gab, die ihre guten alten europäischen Aktien behalten
wollten.
Keinen Grund zur Sorge also, wenn deine deutsche Bank dir die Tür weist und dir trotz jahrelanger vertrauensvoller Beziehung kündigt. Es gibt außerhalb des Bankensystems Optionen, die vielleicht sogar besser für dich geeignet sind, als du dachtest. Im Folgenden haben wir dir einige grundlegende Informationen über das Gesetz zusammengestellt.
Was ist FATCA?
FATCA, der Foreign Account Tax Compliance Act, ist ein Gesetz, das US-Steuerzahler dazu verpflichtet, bestimmte finanzielle Vermögenswerte, die im Ausland gehalten werden, zu melden, unabhängig vom aktuellen Wohnsitz des Steuerzahlers in den USA. Darüber hinaus verlangt FATCA von ausländischen Finanzinstituten (FFIs), wie Banken, Versicherungsgesellschaften, Maklern/Händlern, Hedgefonds und dergleichen, dass sie Vermögenswerte, die von amerikanischen Kunden gehalten werden, direkt an die IRS (Internal Revenue Service) melden.
Wann ist man eine US-Person?
FATCA wurde
2010 als Teil des Hiring Incentives to Restore Employment Act (HIRE) mit dem
Ziel erlassen, Steuerhinterziehung durch US-Personen aufzudecken. Das Gesetz trat
am 1. Juli 2014 in Kraft. Wer fällt nun unter die Kategorie einer US-Person?
FATCA betrachtet eine Person als US-Person, wenn sie US-Bürger oder Inhaber
einer Green Card ist oder sich eine bestimmte Anzahl von Tagen in den USA
aufhält. FATCA betrachtet eine Person auch dann als US-Person, wenn sie in den
Vereinigten Staaten oder in US-Territorien geboren wurde.
Mehr Informationen:
http://www.irs.gov/Businesses/Corporations/Foreign-Account-Tax-Compliance-Act-FATCA
http://www.treasury.gov/resource-center/tax-policy/treaties/Pages/FATCA.aspx