HEIMAT abroad | Herbst 2019

BUSINESS | COMPANY SPOTLIGHT

Wente Vineyards- Niki Wente
Sarah Conlon
Beschreibung: Wir hatten die Möglichkeit mit Niki Wente zu sprechen, Weinbaumanagerin und zukünftige Weingastgeberin auf einer AmaWaterways Kreuzfahrt.

Wente Vineyards wurde 1883 gegründet und ist das älteste Weingut der Vereinigten Staaten, das seither durchgehend im Familienbesitz ist. Heute gehört das Weingut bereits der vierten und fünften Generation der Wente Familie und wird auch weiterhin von ihr betrieben. Mit traditionellen und innovativen Methoden wird auf etwas mehr als 1200 Hektar nachhaltig angebaut. Östlich von San Francisco, im historischen Livermore Valley gelegen, ist das Wente Weingut eines der beliebtesten Ziele in Kalifornien für anspruchsvolle Weinliebhaber.

Das Wente Weingut hat viele Frauen in der Führungsetage, die in den Bereichen Management, Weinproduktion und -proben, sowie im Hospitality Bereich tätig sind. Carolyn Wente ist Geschäftsführerin und führt die vierte Generation der Wente Familie. Ihre Nichten, Christine, Jordan, Niki und Aly gehören zur fünften Generation der Familie und haben bereits eigene Führungspositionen inne. Amy Hoopes ist die derzeitige Präsidentin der Wente Family Estates.

Deine Familiengeschichte in den Vereinigten Staaten reicht bis in das Jahr 1883 zurück, als Carl H. Wente, ein deutscher Einwanderer, in Livermore ankam, fast 20 Hektar Land kaufte und daraufhin das Wente Weingut etablierte. Wie viel weißt du über Carl Wente? Woher kam er und war er bereits in Deutschland Winzer? Carl kam im Jahr 1881 aus einem Dorf in Niedersachsen namens Emren in die Vereinigten Staaten. Die Wente Familie besaß Nutztiere, aber baute keinen Wein an. Er war der zweite Sohn aus der zweiten Ehe seines Vaters. Carl hatte zwei Halbbrüder aus dessen erster Ehe, die bereits in den 1850er Jahren in die Vereinigten Staaten auswanderten. Als er 30 Jahre alt war, reiste Carl in die Vereinigten Staaten, um nach seinen Halbbrüdern zu suchen und erfuhr bald, dass beide leider schon vor Jahren verstorben waren. Er blieb in den Staaten und fand sich bald in Kalifornien wieder. 1883 zog Carl dann nach Livermore und nahm einen Job als Geschäftsführer des Bernard Weinguts an und besaß damit 50% des Anwesens.

Ist deine Familie noch mit den deutschen Wurzeln verbunden? Habt ihr Familienrezepte oder pflegt ihr noch gewisse Traditionen? Mein Onkel Eric ist noch in Kontakt mit den Wentes aus der Region, die Nachfahren von Carls Brüdern sind. Wir haben eher einfache Traditionen, die sich vor allem um das Zusammenkommen als Familie und natürlich um Wein drehen, aber es ist der starke Sinn für Familie, den uns Carl auf jeden Fall hinterlassen hat und der uns ermöglicht, alles gleichwertig aufzuteilen. Ich glaube, das ist der Grund, warum wir immer noch hier sind. Die Arbeitsmoral ist bei uns allen sehr ähnlich. Wir sind alle sehr diszipliniert und arbeiten lange und hart in unserer Industrie, die ja im Endeffekt Landwirtschaft ist.

Die Wente Familie ist vor allem für Ihren Chardonnay bekannt und alle Weingutanlagen sind „Certified California Sustainable“. Kannst du erklären was das bedeutet und warum das für euch wichtig ist? Als nachhaltig zertifiziert zu sein ist deshalb so wichtig, weil wir mit dem Ideal aufgewachsen sind, unser Business und die Gemeinschaft nicht nur für die nächste Generation zu erhalten, sondern sie für die folgende Generationen besser zu machen. Wir möchten ein Umfeld schaffen, indem wir uns kontinuierlich verbessern, ohne damit das Land zu schädigen. Dies sind die Prinzipien, denen die California Sustainable Winegrowing Alliance folgt. Die Zertifizierung für Weingutanlagen wurde 2010 offiziell eingeführt und unser Weingut war eines der ersten, das dazu beigetragen hat, die Kriterien festzulegen.

Du bist auf dem Weingut aufgewachsen und wusstest bereits mit 13 Jahren, dass du im Familienunternehmen arbeiten möchtest. Kannst du uns von dem Moment erzählen, in dem du wusstest, dass du später auch im Weingeschäft tätig sein willst? Gab es da ein bestimmtes Ereignis? Ich habe meinen Vater schon immer bewundert; er war von Anfang an ein unglaubliches Vorbild für mich, seit ich ein kleines Mädchen war. Ihm bei der Arbeit auf dem Land zuzusehen und seine Leidenschaft für den Weinanbau und unser Geschäft mitzuerleben, könnte jeden genauso passioniert gegenüber dieser Arbeit werden lassen – sein Enthusiasmus ist wirklich ansteckend! Als ich verstand, dass ich bei dieser Art der Arbeit die meiste Zeit draußen verbringen würde, war mir alles klar.

Das Wente Weingut ist das älteste, familienbetriebene Weingut im Land und wird von starker Frauenhand geführt. Waren die Frauen in deiner Familie schon immer ins Geschäft involviert? Ich bin sicher, dass meine Urgroßmutter Barbara mit ausgeholfen hat, schließlich waren es ja damals nur sie und ihr Mann Carl, die alles am Laufen hielten. Sie hatte neun Kinder, sieben davon haben überlebt und das allein ist schon eine große Aufgabe. Als Ernest und Herman übernahmen, hatten deren Frauen Bess und Edith beide Hochschulabschlüsse in Chemie und Biologie und arbeiteten bereits vor der Ehe. Nach der Prohibition (Alkoholverbot), arbeitete Bess, die vorher Chemielehrerin war, im Labor des Weinguts und Edith widmete sich dem Bewirtungsbereich und der PR für das Anwesen. Meine Großmutter Jean war ebenfalls zuständig für die Bewirtung und war einige Jahre Mitglied des Verwaltungsrates. Meine Tante Carolyn fing im Bewirtungsbereich an, wechselte dann zu Marketing und Verkauf und ist jetzt unsere Geschäftsführerin!

Hast du das Gefühl, dass heutzutage mehr Frauen in diesem Bereich arbeiten? Wenn nicht, was könnte man tun um, mehr junge Frauen für den Weinbau zu interessieren? Absolut! Ich habe Wein und Weinbau an der California Polytechnic University in San Luis Obispo studiert und ein Drittel der Studenten waren Frauen. Ich denke, dass Publikationen mit Augenmerk auf weibliche Führungskräfte im Weinanbau dazu beigetragen haben, den Beruf zu normalisieren und Türen für das wachsende Interesse und die Möglichkeiten für Frauen in diesem Beruf in den Vereinigten Staaten zu öffnen.

Das Wente Weingut betreibt auch Probierstuben und Restaurants und ist bekannt für Konzerte. Ist es heutzutage wichtig als Weingut neben den überzeugenden Produkten auch ein Erlebnis anzubieten um langfristig Erfolg zu haben? Absolut! Kunden suchen nach einem Weg sich einer Marke verbunden zu fühlen und der einfachste Weg für eine Marke, dies zu erreichen, ist ein unvergessliches Erlebnis gepaart mit einem leckeren Produkt.

Auf eurer Website heißt es „Neben Nikis Rolle als Winzerin findet man sie außerdem beim Retten von Tieren auf dem Weingut.“ Kannst du uns darüber mehr erzählen? Was machst du gern in deiner Freizeit? Ich denke damit übertreiben sie es ein bisschen! Ich liebe Tiere und bin dafür bekannt, Hunde zu retten und ihnen ein neues Zuhause in meiner Familie zu geben. Im Moment hat mein Cousin zwei Hunde, meine Eltern haben einen und mein Mann und ich haben auch einen Hund, die wir aus diversen Tierheimen gerettet haben; und den Hund meines Cousins retteten wir vom Straßenrand im Nirgendwo. Ich habe außerdem zwei halbwüchsige Turmfalken vom Weingut gerettet und sie bei einem Falkner untergebracht, der die Tiere trainiert, damit sie bei der Schädlingsbekämpfung helfen. Oft schubsen weibliche Falken ihre männlichen Geschwisteraus dem Nest, bevor sie fliegen können, was viele nicht überleben. Ich habe die Vögel mitten auf der Straße auf unserem Weinberg gefunden und konnte ihnen ein neues Zuhause finden. Im allgemeinen verbringe ich meine Freizeit gerne aktiv mit Freunden, Familie und natürlich unserem Hund. Ich liebe wandern, Fahrradfahren, Skifahren und Reiten – alles was man draußen machen kann.

Was genau ist der Unterschied zwischen einem Winzer und einem Weinhersteller? Ein Winzer hat die Aufgabe, die Erde zu bewirtschaften, das Wachsen des Weinbestandes zu überwachen und die Qualität der Ernte sicherzustellen. Ein Weinhersteller ist dafür zuständig, aus der Ernte Wein zu gewinnen. Es ist eine symbiotische Partnerschaft und beide Rollen überlappen sich oft, um ein qualitativ hochwertiges Produkt zu kreieren (manchmal ist auch nur eine Person für beide Rollen zuständig!).

Kannst du uns mehr zur Kooperation mit AmaWaterways Wine Cruises erzählen? Seit wann bist du Wein-Gastgeber und was macht dir daran am meisten Spaß? Dies ist mein erstes Jahr mit AmaWaterways! Ich fühle mich geehrt, diese Möglichkeit zu bekommen und ich freue mich sehr, das erste mal nach Bordeaux zu reisen. Durch meine Zertifikation als „Certified Specialist of Wine“ durch die „Society of Wine Educators” habe ich mich mit fast allen großen Weinregionen der Welt beschäftigt, aber hatte noch nicht die Möglichkeit die meisten davon zu besuchen! Wente Family Estates hat letztes Jahr bereits mit der Kreuzfahrtgesellschaft gearbeitet, aber da war ich noch nicht involviert.

Worauf freust du dich am meisten bei deinem ersten Mal als Wein Gastgeber bei AmaWaterways? Ich freue mich sehr auf alle geplanten Ausflüge und die Workshops, die ich an Bord des Schiffes leiten werde, um einige meiner Lieblingsweine aus dem Portfolio von Wente Vineyards zu präsentieren.

Danke, dass du dir für uns Zeit genommen hast, Niki.

Sarah Conlon, Übersetzung Ramona McEvoy

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