HEIMAT abroad | Herbst/Winter 2018

EXPAT CORNER

Schwangerschaft
Juliane Tranacher
Beschreibung: WAS DU ALS SCHWANGERE in den USA wissen solltest

Schwangerschaft und Geburt zählen zu den aufregendsten Ereignissen im Leben. Das gilt umso mehr, wenn du dich während dieser spannenden Zeit im Ausland befindest, fernab von Familie und Freunden. Weil in den USA einiges anders abläuft als in deiner alten Heimat, haben wir dir hier die wichtigsten Tipps und Hinweise zusammengestellt, damit du deine Schwangerschaft in Amerika ganz entspannt und voller Freude genießen kannst.

Ganz gleich, wie, wann und wo eine Frau erfährt, dass sie schwanger ist – sobald sie es weiß, beginnt für sie eine völlig neue Lebensphase, die aufregend, wundervoll und hin und wieder verunsichernd, ja beängstigend ist. Wer die Schwangerschaft im Ausland durchlebt, wird dieses Wechselbad der Gefühle in der Regel noch ein wenig stärker durchleben. Schließlich ist vieles im Gastland fremd, das Gesundheitssystem oft nur schwierig zu durchschauen und die Sprachbarriere sorgt für zusätzliche Unsicherheit.

Damit du trotz all dieser Faktoren eine möglichst reibungslose Schwangerschaft in den USA erlebenkannst, haben wir die wichtigsten Fakten zusammengetragen, die du wissen solltest, wenn du ein Kind inden USA erwartest.

KRANKENVERSICHERUNG

Wenn du vor Antritt deines USA-Aufenthaltes bereits schwanger bist, kann sich die Suche nach einer Krankenversicherung mitunter schwierig gestalten. Denn Schwangerschaft und Geburt können je nach Verlauf sehr kostspielig sein und viele Versicherungen wollen diese Kosten schlichtweg nicht tragen. Auch Reisekrankenversicherungen, die in der alten Heimat abgeschlossen wurden, übernehmen in der Regel keine Kosten, die durch Schwangerschaft und Geburt entstehen. Zum Glück haben viele Expats die Möglichkeit, in eine internationale Krankenversicherung aufgenommen zu werden, zum Beispiel die Allianz Worldwide Care. Diese Krankenversicherungen haben in der Regel ein sehr umfassendes Leistungsangebot – sind allerdings auch entsprechend preisintensiv.

FLUG UND EINREISE

Wenn du schwanger umziehst, solltest du bedenken, dass Fluggesellschaften schwangere Frauen nur noch bis zu einer bestimmten Schwangerschaftswoche mitnehmen. Viele Airlines nehmen Schwangere ab der 34. oder 36. Woche nicht mehr mit. Manche Gesellschaften verlangen schon deutlich früher ein Attest, das deine Flugtauglichkeit bescheinigt. Bei Mehrlingsschwangerschaften ist das Mitfliegen oft bereits ab der 32. Woche nicht mehr erlaubt. Erkundige dich daher so rasch wie möglich über die Bestimmungen der jeweiligen Fluggesellschaft und nimm das Attest, wenn erforderlich, im Handgepäck mit.

Während Frauen in den USA für Routineuntersuchungen zum gynecologist gehen können, übernimmt die medizinische Betreuung während Schwangerschaft und Geburt ein sogenannter OB/GYN. Die Abkürzung „GYN“ steht für „gynecology“, die Abkürzung „OB“ für „obstetrics“, was übersetzt soviel wie Geburtshilfe bedeutet. Der OB/GYN ist also nicht nur Gynäkologe, sondern zusätzlich auch auf dem Gebiet der Geburtshilfe – einschließlich der Durchführung von Kaiserschnitten – ausgebildet. Neben OB/GYNs bieten auch Hebammen (midwives) Schwangerschafts- und Geburtsbegleitung an. Zu unterscheiden ist hier zwischen certified nurse-midwives und direct entry midwives. Bei Erstgenannten handelt es sich um Krankenschwestern, die zusätzlich eine Ausbildung zur Hebamme absolviert haben. Letztgenannte sind „Direkteinsteigerinnen“, also midwives, die keine Krankenschwester-Ausbildung vorweisen können.

GEBURTSORT

Anders als in Deutschland legst du dich in Amerika mit der Wahl des OB/GYNs oder der midwife auch immer auf das Krankenhaus fest, in dem du dein Kind zur Welt bringen wirst. Der Hintergrund: Gynäkologen und Hebammen haben in den USA nur in bestimmten Krankenhäusern Belegbetten. Entsprechend können sie nur dort entbinden. Für dich bedeutet das: Du solltest dich frühzeitig informieren, mit welchen Krankenhäusern dein Wunscharzt beziehungsweise deine Wunschhebamme zusammenarbeiten. Oder, wenn du ein Wunschkrankenhaus hast, in Erfahrung bringen, welche Ärzte vertraglich an dieses Krankenhaus gebunden sind.

Neben dem Krankenhaus gibt es in den USA außerdem Geburtshäuser (birth centers oder auch birthing centers), in denen du entweder mit einer Hebamme oder einem Arzt entbinden kannst. Auch Hausgeburten sind in Amerika grundsätzlich möglich. In einigen Bundesstaaten ist es Hebammen jedoch verboten, Hausgeburten durchzuführen.

KAISERSCHNITT, PDA UND ANDERE EINGRIFFE

In den USA werden Geburten deutlich häufiger als in Deutschland hormonell eingeleitet (induced). In Deutschland können Schwangere in der Regel bis zu zwei Wochen „übertragen“, sofern keine medizinischen Gründe dagegensprechen. Amerikanische Ärzte hingegen lassen nach Erreichen des errechneten Geburtstermins meist nur eine Woche vergehen, bis sie die Geburtseinleitung nahelegen. Auch bei anderen Eingriffen ist man in den USA weit weniger zögerlich als in Deutschland. Während in Deutschland der weit überwiegende Teil der Gebärenden auf eine Päriduralanästhesie (kurz PDA) verzichtet, erhalten in amerikanischen Krankenhäusern oft über 85 Prozent der Frauen eine sogenannte epidural. Etwas anders sieht es bei Kaiserschnitten aus.

Lange Zeit hatten die USA eine erheblich höhere Kaiserschnittrate als Deutschland. Doch in den vergangenen Jahren ist auch in der Bundesrepublik die Rate der Entbindungen per Kaiserschnitt deutlich gestiegen. Inzwischen liegen Deutschland und Amerika nahezu gleich auf: Etwa jedes dritte Baby kommt per Kaiserschnitt zur Welt (in der BRD sind es 30,5 Prozent, in den USA 32 Prozent). Möchtest du eine Schnittgeburt möglichst vermeiden, solltest du das unbedingt im Vorfeld mit deinem Arzt oder deiner Hebamme besprechen und im birth plan festhalten. In diesem Geburtsplan wird festgehalten, wie du dir die Entbindung vorstellst und wie deine „Wunschgeburt“ aussieht.

GEBURTSBETREUUNG

In Deutschland muss bei jeder Geburt eine Hebamme anwesend sein – auch im Krankenhaus unter Aufsicht eines Arztes. In den USA ist das nicht erforderlich, meist sind im Kreißsaal nur Ärzte und Schwestern anwesend. Wenn dir die Anwesenheit einer Hebamme wichtig ist, solltest du deshalb unbedingt frühzeitig klären, ob dies grundsätzlich möglich ist, und dich gegebenenfalls um eine eigene Hebamme kümmern. Neben der Betreuung durch eine Hebamme ist auch die Unterstützung durch eine Doula möglich. Dabei handelt es sich um eine Geburtsbegleiterin, die auf die emotionale Hilfe der Frau vor, während und nach der Geburt spezialisiert ist. In den USA sind Doulas sehr weit verbreitet. Die Vorteile: Frauen, die eine Doula an ihrer Seite haben, brauchen oft weniger wehenfördernde und schmerzstillende Mittel, sie haben durchschnittlich eine kürzere Geburt und die Zahl der Eingriffe mit Zange oder Saugglocke sowie die Kaiserschnittrate verringert sich dramatisch. Der Nachteil: Eine Doula ist nicht ganz günstig und in der Regel werden ihre Leistungen nicht von der Krankenkasse übernommen.

BESCHNEIDUNG

Während in Deutschland die wenigsten männlichen Babys nach der Geburt beschnitten werden, ist die Beschneidung in den USA nicht die Ausnahme, sondern die Regel: Rund 80 Prozent aller männlichen Babys werden beschnitten. Wenn du nicht möchtest, dass dein Junge auf dem Cookie Cutter (ja, so wird das Gerät, mit dem die Jungen beschnitten werden, tatsächlich genannt) landet, solltest du dies in deinen birth plan aufnehmen und dein Baby zu allen Untersuchungen im Krankenhaus begleiten oder durch deinen Partner begleiten lassen.

WOCHENBETT UND NACHBETREUUNG

Nach der Geburt bleiben Mutter und Kind in der Regel zwei Tage im Krankenhaus, bei Schnittgeburten fünf Tage. Danach ist die frischgebackene Mutter weitgehend auf sich allein gestellt. Denn anders als in Deutschland kommt in den USA keine Hebamme für die Nachsorge nach Hause. Erst vier bis sechs Wochen nach der Geburt findet eine Nachuntersuchung durch den Arzt statt. Wenn du nicht auf Unterstützung während des Wochenbetts verzichten möchtest, solltest du dir überlegen, eine Doula für die Nachsorge in Anspruch zu nehmen. Wie die Hebamme in Deutschland steht sie dir bei allen Fragen zum Stillen oder zur Babypflege zur Seite und unterstützt dich, damit du dich von der Geburt erholen und die erste Zeit mit deinem frisch geschlüpften Baby genießen kannst.

Bereitet dir das Stillen Schwierigkeiten, kannst du außerdem eine Stillberaterin (lactation consultant) kontaktieren. Oft bieten die Kranken- und Geburtshäuser kostenlose Sprechstunden an, zu denen du gemeinsam mit deinem Baby kommen kannst.


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