HEIMAT abroad | Sommer 2019

COMMENTARY | KOMMENTAR

Wunderbar Together – das Deutschlandjahr in den USA
Christoph Mücher
Beschreibung: Christoph Muecher leitet das Deutschlandprojekt in den USA: Wunderbar Together

Oktober 2017: Der Herbst in Neuengland lockt mit bunten Farben in die Natur. Von Boston aus, wo ich seit drei Jahren das Goethe-Institut leite, geht es in das angenehm weite Maine. Beim Wandern erreicht mich ein Anruf aus München. Man hat mich als Projektleiter für das Deutschlandjahr in den USA auserkoren. Ein Format, mit dem unsere Regierung in wichtigen Partnerländern die bilateralen Beziehungen stärken möchte. Nach China, Indien, Russland, Brasilien und Mexiko sind nun die USA ausgesucht. Geplant ist das bisher größte Austauschjahr dieser Art und es ist nicht mehr viel Zeit. Also sitze ich drei Tage später in Washington in der deutschen Botschaft, wo sich der Projektausschuss mit Vertretern aus Diplomatie, Kultur und Wirtschaft konstituiert. In den kommenden Wochen und Monaten gilt es, ein Team zu rekrutieren, die schon beschlossenen Großprojekte auf den Weg zu bekommen und zusätzlich zwei große Ausschreibungen zu organisieren, mit denen insgesamt sechs Millionen Euro für weitere Projekte ausgelobt werden.

Oktober 2018: Nach zwölf intensiven Monaten beginnt das Deutschlandjahr pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit. Zur Eröffnung in Washington ist Außenminister Heiko Maas angereist. Es folgen Eröffnungen in Boston, Atlanta, Indianapolis und Los Angeles. Den Abschluss dieses Auftaktes macht ein spektakulärer Balanceakt: hoch über der ikonischen Landschaft des Monument Valley balanciert der Münchener Sportler Niklas Winter auf einer 2,5 Zentimeter breiten Slackline zwischen zwei in den Landesflaggen gestalteten Heißluftballonen. Eines von 1000 Projekten, die sich für das Deutschlandjahr beworben haben. Es schafft das Symbol für unser Jahr: der Weg zwischen den beiden Ländern mag schmaler geworden sein, aber er lässt sich überschreiten, wenn man nur will. Die atemberaubenden Bilder aus Utah werden uns als „Key Visual“ das ganze Jahr über begleiten.

Mai 2019: Kaum zu glauben, es ist schon Halbzeit. Über 800 Veranstaltungen in allen 50 Bundesstaaten liegen hinter uns. Große Künstler, kleine Communities, Erkundungen zu den deutschen Wurzeln von rund 50 Millionen Amerikanerinnen und Amerikanern, Konferenzen, Ausstellungen, Begegnungsformate, zeitgenössischer Tanz und traditionelles Brauchtum, eine Ausbildungsinitiative der deutschen Wirtschaft, ein Martinsumzug in Süd-Texas. Was ist dabei der rote Faden, fragt mich Thilo Kössler, der erfahrene Auslandskorrespondent des Deutschlandfunks. Es ist wohl der Anspruch, unseres in turbulenten Zeiten fast schon aufreizend optimistischen Mottos: „Wunderbar Together“. Alle Projekte leben von der vitalen deutsch-amerikanischen Freundschaft, werden getragen von lokalen Partnern und gemeinsam mit ihnen umgesetzt. Vier digitale Kanäle (Web, Twitter, Instagram und Facebook) helfen, die Geschichten dieser Projekte ins ganze Land zu tragen. So wie auch unser WanderbUS, ein auffallend gestalteter Multimedia-Truck, der über 20.000 Meilen im ganzen Land zurücklegt und Schulen in 48 Bundesstaaten besucht. Und wer es etwas weniger lehrreich mag, der kann in unserem mobilen Oktoberfest „Wiesn in a Box“ eine kühle Maß Hofbräu und eine frische Breze probieren.

Oktober 2019 ist schon am Horizont: ähnlich wie bei beim Auftakt naht ein bunter Reigen von Programmen im ganzen Land. Dabei wird der 30. Geburtstag des Mauerfalls eine besondere Rolle spielen, eines der vielen Beispiele, wie die Geschichte unsere beiden Länder zusammen geführt hat. Ohne die USA wäre die Wiedervereinigung Deutschlands nicht denkbar – „wunderbar together“ halt. Mehr unter www.wunderbartogether.org


Christoph Muecher, Projektleiter

... studied History, French, German and German as a foreign language in Bonn and Toulouse. At the end of his studies, the Iron Curtain opened up and with it an exciting career perspective. He has been traveling and working for the Goethe-Institut for over 25 years. After working in Tokyo, Munich and Wellington, he became press secretary and director of communications. Next he moved to the U.S. where he worked in Boston for three years and currently manages the "Deutschlandjahr“ in Washington (D.C.).


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