Memorial Day - woran sollen wir uns da eigentlich erinnern?
Zunächst einmal freuen wir uns natürlich einfach über einen freien Tag. Fair enough. Offiziell wird dem Ende des Bürgerkrieges 1865 und der gefallenen Soldaten gedacht. Inoffiziell leitet der Memorial Day am letzten Montag im Mai aber auch die Sommerzeit ein.
Der Amerikaner zelebriert seine Feiertage wie kaum ein anderer, das lernen wir als Expats sehr schnell in diesem Land. Zum Memorial Day gibt es landesweit Paraden und die Friedhöfe werden mit tausenden von Flaggen versehen. Familien besuchen diese traditionell und nutzen das lange Wochenende für Ausflüge und Barbecues am Strand.
Ursprünglich war der Tag ein Gedenktag für die Gefallenen des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865), doch nach dem Ersten Weltkrieg wurde er als Erinnerungstag für alle Kriegsgefallenen eingeführt. Die Südstaaten feierten ihre eigene Variante des Memorial Day, zu Ehren der gefallenen konföderierten Soldaten. 1971 wurde der Memorial Day zum Nationalfeiertag erklärt und auf den letzten Montag im Mai gelegt, um allen US-Amerikanern ein Drei-Tage-Wochenende zu ermöglichen. 2000 unterzeichnete Präsident Bill Clinton den „National Moment of Remembrance Act” – seitdem findet an jedem Memorial Day um 15 Uhr eine Schweigeminute statt. Die amerikanische Flagge wird zunächst gehisst und dann feierlich auf Halbmast gebracht, wo sie bis zur Mittagsstunde bleibt. Für den Rest des Tages ist die Flagge dann wieder auf Vollmast.
Normalerweise gibt es am Gedenktag in vielen Städten imposante Memorial-Paraden, an denen Angehörige des Militärs sowie Mitglieder von Veteranen-Organisationen teilnehmen. Die Straßen sind mit Marschkapellen der Nationalgarde, mit Militärfahrzeugen und mit uniformierten Mitgliedern der Armee gefüllt. Am letzten Sonntag im Mai fand bisher zudem auf dem Rasen vor dem Kapitol das jährliche National Memorial Day Concert statt, das mit der amerikanischen Nationalhymne, gespielt vom nationalen Symphonieorchester, eröffnet wird.
In diesem Jahr ist aufgrund von Covid-19 aber natürlich alles anders. Grossveranstaltungen sind tabu und es wird keine live Veranstaltungen geben. Einige Gruppen und Städte finden jedoch kreative Wege, um den Tag zu würdigen - von Drive-by-Paraden bis hin zu Live-Streaming-Ansprachen.
Ob sich trotz Corona genauso viele Amerikaner in ihr Auto setzen und einen kleinen Urlaub einlegen, bleibt abzuwarten. Normalerweise warnt die American Automobile Association (AAA) vor rund 40 Millionen Fahrzeugen auf den US-Straßen an diesem langen Wochenende. Da Nationalparks, Campingplätze und viele Strände trotz Sommeranfang noch geschlossen bleiben, sind es in diesem Jahr möglicherweise nicht ganz so viele.