Gesundheit

Krankheit & Notfall

March 1, 2021
Kim Lenar

Coaching Thema des Monats: "Mami kann nicht mehr"

Wie die Pandemie Expat-Mütter an den Rand des Burnouts treibt..... und wie wir das verhindern! 

“Mütter überall verlieren die Nerven!” titelt die NYT Ende Februar. Da war die Wochenendstrecke mit dem Titel “Americas Mothers are in Crisis. Is anyone listening to them?” gerade drei Wochen her.

Jede Statistik, oder viel simpler- jede Mutter, erzählt die gleiche Geschichte: zwischen Homeschooling, Kinderbetreuung, Haushalt, Beziehung, Sorgen um die Gesundheit und den eigenen Job (falls man den noch hat und irgendwie machen kann) bleibt: nichts. Weniger als nichts, wenn wir mal ehrlich sind. Stattdessen entsteht Raum für Angst, Erschöpfung und pure Überforderung. Mütter weltweit sind am Limit oder darüber hinaus. Und Expat Mütter trifft es dabei besonders hart.

“Wir reden nicht genug über Expat Depressionen und das ist schlimm, denn es ist etwas, das viele erleben.”, schrieb Alexandra Guitlemann 2019 in ihrem Blog “Les Lolos” über das Leben als Expat.So schillernd und aufregend das Leben “abroad” oft ist, so einsam ist es eben auch. Das ständig schlechte Gewissen wichtige Dinge und Momente zu verpassen, überschattet nicht selten den exciting Alltag in der Ferne. Und “keiner bringt einem bei, wie man mit der ständigen Angst umgeht, dass denen, wie wir lieben 10 000 Meilen entfernt etwas zustösst”, ergänzt Französin Guitleman in ihrem Beitrag,

Und das war VOR der Pandemie.

Seit März 2020 ist alles härter, dunkler und irgendwie noch weiter entfernt. Nie fehlten Familie, Freunde und Vertrautheit mehr. Die jährlichen Sommerbesuche, Weihnachten zuhause, den Kindern die eignen Wurzeln vor Ort nahe bringen - nichts geht mehr.

Ich habe im August meinen zweiten Sohn hier zur Welt gebracht. Meine Eltern in Berlin haben ihn bis jetzt nicht “in echt” gesehen, oder umarmen können und ich weiß nicht, wann sich das ändert. All das nagt, macht einsam und provoziert ungesunden Dauer-Stress, on top auf dem, was eh jeden Tag Thema ist.

Und dann sind da die Frauen, die in dieser Pandemie zum ersten Mal Mutter geworden sind. NYU Langone Health hat eine Studie veröffentlicht nach der 78% der befragten Schwangeren und neuen Mütter angaben eine Zunahme an Stress zu erleben.Erstaunlich? Kein bisschen.

Gemeinsam mit CITYKINDER.com habe ich in 2020 zwei Digitale Summits veranstaltet und wir hatten zahlreiche schwangere und neue Expat Mütter dabei. Sie alle eint ein Gefühl: es fehlt Gemeinschaft, es fehlen die Unterstützung, die Ratschläge von anderen Müttern und einfach das Gefühl nicht alleine mit allem zu sein.

Und da liegt der Burnout begraben. Wenn kein Bereich des Lebens mehr rund läuft, Stress, Angst und Existenzsorgen Überhand nehmen und es keine Wege gibt loszulassen, droht der Zusammenbruch.

Ich habe das vor zehn Jahren erlebt. Damals war es mein Job, der mich an den Rand dessen, was gut war, gebracht hat. Ich habe mich am Ende selbst in eine Burnout Klink eingewiesen, weil ich es lösen wollte. Weil ich wusste, wenn ich warte, dann wird es noch schlimmer und ich schaffe es nicht mehr selbst zu entscheiden.

Der Aufenthalt hat mein Leben verändert und von Grund auf verbessert. Nun kann ich dennoch nicht dazu raten, es soweit kommen zu lassen und als Mutter hat keine von uns Zeit sieben Wochen auszufallen. Was ich aber sagen kann ist, dass vieles von dem, was ich damals gelernt habe, jetzt wieder zum Einsatz gekommen ist.

Für mich selbst, aber vor allem auch in der Arbeit mit meinen Klientinnen. Egal mit welchen Thema sie ins Mindset Coaching kamen, am Ende ging es vor allem um eins: wie behalte ich den Kopf über Wasser, wenn das Wasser aus allen Ecken hereinbricht?

Hier sind drei simple Strategien, die helfen.

1. Fokussiere dich auf die guten Dinge. Ja, ich weiß, das ist echt viel verlangt gerade. Und dennoch gibt es kleine Dinge, die gut sind. Der Kaffee, der heute morgen grandios lecker ist. Der Krokus der sich den Weg im Vordergarten bahnt. Die 5 Minuten, die man in Ruhe einfach sitzen konnte. Der kleinste Moment reicht. Man muss ihn nur sehen wollen und ihn feiern. Mindfulness, Achtsamkeit, war ein großes Thema in der Klinik. Mit gutem Grund, weil es den Lärm für einen Moment anhält!

2. Delegiere. Noch so ein Punkt, der einen durch die Nase lachen lässt. Trotzdem auch hier gilt: Kreativität ist Trumpf. Nur, weil man alles machen kann, heißt es nicht, dass man alles machen MUSS. Es gibt diverse Essens-Lieferdienste, die einem das Essen fertig oder alle Zutaten abgemessen zusenden. Ausprobieren! Und dann ist da der eigene Ehemann, auch der kann mehr, als man denkt. Und vor allem, als er denkt.

3. Grenzen ziehen. Ein Thema, das Mütter bei der Geburt abzugeben scheint, wenn es um sie selbst geht. Eigentlich habe ich jetzt Ich-Zeit, aber wenn das Kind rein kommt, herrje dann mache ich ihm ein schnell was zu essen? NEIN. Regeln und Grenzen sind da, um beachtet zu werden. Sie einzuhalten hilft einem selbst, und nebenbei auch den Kindern.

Natürlich gibt es noch tausend Wege mehr und zudem ist jeder anders und braucht demnach auch etwas anderes.
Wichtig ist, sich damit zu beschäftigen. Herauszufinden, was helfen würde. In dem Moment, in dem man ins Handeln kommt, ist bereits das Schlimmste abgewendet. Es ist vor allem die Hilflosigkeit, das Ausgeliefert sein, dass einen in den Burnout zieht. Wer sich das bewusst macht und beginnt die Situation zu betrachten, Lösungen zu suchen und in kleinen Schritten losgeht, der wird weit kommen.
Natürlich, und das möchte ich hier ganz klar sagen, ist es für viele alles andere, als so einfach. Und nicht alles kann oder sollte man alleine lösen. Daher zum Ende noch ein Punkt

4. HILFE HOLEN - es gibt diverse Wege, sich Unterstützung zu besorgen. Von Gesprächen mit Freunden und Familie, Coaching Sessions bis zu Therapie - was immer einem hilft vom Abgrund wegzukommen, ist richtig.

We are in this together. Lasst uns das nie vergessen. Und wir können nie wissen, wie es anderen geht. Aber, wir können offen sein und zuhören. Wie sagt NBC’s Lester Holt jeden Abend am Ende der Sendung? “Take care of yourself. And each other.”.



Kim Lenar Ehrhardt ist TV-Journalistin, Medien-Trainerin und ausgebildeter Mindset Coach. Kim hilft Müttern, sich selbst wieder zu sehen und neu zu erfinden. Zudem baut sie derzeit noch eine digitale Trainings-Plattform für Mompreneure auf, die lernen wollen sich selbstbewusst vor der Kameras präsentieren.
Kim lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen auf Long Island.

www.kimlenarcoaching.com

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