Umzug & Einleben

Ankommen & Eingewöhnung

June 1, 2019
Tanja Liebing-Zivanovic

Wie du Fauxpas in Amerika vermeidest – 8 wichtige Benimmregeln für den Alltag

 

Wie du Fauxpas in Amerika vermeidest – 8 wichtige Benimmregeln für den Alltag


Wer nach Amerika zieht, möchte sich so schnell wie möglich in seiner neuen Heimat einleben. Wir haben acht Verhaltensregeln zusammengestellt, die dir helfen, dich schneller zu integrieren und nicht sofort als Deutscher oder Europäer aufzufallen.


Regel 1: An der Warteschlange immer hinten anstellen

Wenn Amerikaner irgendwo anstehen müssen, bilden sie gern und unaufgefordert faire Warteschlangen. Keiner überholt dort. Das fängt schon bei der Ankunft an, wenn dich die Schlange zur Einreise erwartet. Weiter geht’s draußen an der Taxihaltestelle, wo du besser nicht auf die Idee kommst, dich reinzumogeln. Auch an der Bushaltestelle bilden Amerikaner häufig meterlange Warteschlangen. Kommt der Bus an, wird in genau dieser Reihenfolge eingestiegen. Selbstverständlich darfst du mit Höflichkeit punkten und Ältere, Behinderte oder Schwangere vorlassen. Diesen Personen darfst du im Transportmittel auch deinen Sitz anbieten. Die Regel der Warteschlange gilt auch in der Bäckerei, im Konzertsaal oder Kino. Dort kann der Wunsch, zu überholen, Deutsche besonders reizen, da ein Kinoticket in der Regel keinen bestimmten Sitzplatz reserviert.


Regel 2: In der U-Bahn andere nicht anstarren

Bleiben wir bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wer in der amerikanischen U-Bahn fährt, sollte die anderen Mitreisenden möglichst nicht länger anschauen. Auch wenn für dich alles neu und interessant ist und du dir ein Bild von deinen Mitmenschen machen willst: Halte dich zurück, hier bleibt jeder für sich und schaut auf seine Zeitung, sein Handy oder ins Nichts, aber nicht länger ins Gesicht des Gegenübers. In der Regel sprichst du deinen Sitznachbarn in Bus oder U-Bahn auch nicht an.


Regel 3: Im Aufzug ist Smalltalk erwünscht

In Situationen hingegen, wo du dich auf engem Raum mit Amerikanern befindest, ist Smalltalk ausdrücklich erwünscht. Es lockert die mögliche Anspannung und verkürzt die Wartezeit. Fährst du also im Aufzug mit einer Gruppe von Leuten, kommt es vor, dass jemand eine Konversation beginnt. Allerdings geht es immer nur um harmlose Themen, zu denen jeder was zu sagen hat. Beliebt ist ein Austausch über das Wetter. Es ist mal zu kalt, zu warm, zu nass oder zu trocken. Naht ein Schneesturm, kannst du auch darüber reden. Aber Achtung, problematische Wetterthemen wie die Folgen der globalen Erderwärmung gehören nicht in enge Räume.


Regel 4: Freundlichkeit heißt nicht Freund

Amerikaner wirken auf Europäer locker und erwecken schnell den Eindruck, dass sie sehr zugänglich sind. Lernst du jemanden neu kennen, bist du schnell von der Freundlichkeit und scheinbaren Offenheit begeistert. So stellt sich dir selbst ein neuer Chef direkt mit Vornamen vor, das förmliche „Sie” gibt es im Englischen nicht und jeder fragt dich gleich, wie es dir geht. Leider ist das meistens aber nur eine Floskel. So ist das „Hi, how are you?“ lediglich eine erweiterte Begrüßung, die du stets damit beantworten solltest, dass es dir gut geht. Mit der Zeit lernst du echte Freundschaften von oberflächlicher Freundlichkeit zu unterscheiden.


Regel 5: Einen Meter Körperabstand wahren

Amerikaner haben im Vergleich zu Deutschen ein anderes Körperempfinden. Wenn du beispielsweise jemanden nach dem Weg fragst, geh nicht zu nah zu ihm heran. Ab weniger als einem Meter Abstand fühlt sich der Amerikaner unwohl. Das gilt auch für öffentliche Räume wie Bus, U-Bahn oder Konzerthallen. Wenn es irgendwie möglich ist, versuche immer ein wenig Abstand zu den anderen zu halten. Berührst oder rempelst du jemanden versehentlich an, so entschuldige dich stets. Gern auch schon im Voraus, wenn du deinem Gegenüber nur nahe kommst, ihn aber nicht tatsächlich berührst.


Regel 6: Umgang mit Nacktheit

Ob du ein FKK-Fan bist oder nicht, mit Nacktheit solltest du in Amerika besonders vorsichtig sein. Die Leute erscheinen ungezwungen, sind aber im Vergleich zu Deutschen eher prüde. So ziehen sich die Frauen beim Ausgehen vielleicht sehr sexy an, aber am Strand oder im Park wirst du keine Frau oben ohne sonnenbaden sehen. Trage immer ein Bikinioberteil und ziehe dich am Strand nicht vor den anderen um, auch nicht, wenn du dich beeilst. Das gilt bereits für kleine Kinder. Sie dürfen nicht nackt herumlaufen und schon kleine Mädchen sollten am Strand ein Oberteil tragen. Eine besondere Herausforderung meistern stillende Mütter in Amerika. In der Öffentlichkeit jonglieren sie damit, ihr hungriges Baby unter einem speziellen Stilltuch zu verstecken.


Regel 7: Küssen in der Öffentlichkeit

Anders als in Europa siehst du in Amerika selten küssende oder „herummachende“ Paare in der Öffentlichkeit. Bist du frisch verliebt, halte dich bitte mit Dauerknutschen im Freien zurück.


Regel 8: Diese Themen sind tabu

Bist du zu einem Essen in geselliger Runde eingeladen, achte besonders darauf, dass bestimmte Themen nicht angesprochen werden. Dazu zählen: Politik, Hautfarbe/Ethnie und Religion. Es kann passieren, dass einer der Gäste lang und breit Details seiner kürzlich vollzogenen Scheidung ausbreitet und sich darüber keiner wundert. Sprichst du dann aber die letzte Wahl an oder die Herkunft einer Person, kann plötzlich peinliches Schweigen in der Gruppe folgen. Heikle Themen der amerikanischen Geschichte wie die Sklaverei oder das Schicksal der Indianer sind ebenfalls tabu.


Über die Autorin:
Tanja Liebing-Zivanovic ist im Saarland aufgewachsen. Nach dem Magisterstudium in Mainz und Louisville hat sie vor dem Umzug nach Amerika zuletzt in Bonn gelebt. Sie ist studierte Film- und Medienwissenschaftlerin und hat als Redakteurin für Fernsehen und Print in Deutschland und New York gearbeitet. Sie lebt seit Januar 2013 mit ihrem Mann und zwei Kindern an New York’s Upper East Side und arbeitet hier als freiberufliche Journalistin.

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