Wohnen in den USA: Welche Unterschiede dich erwarten
Wer aus Europa in die USA umzieht, weiß, dass es einige Unterschiede in Kultur und Alltagsleben gibt. Dass sich diese auch in der Bauweise und Ausstattung von Häusern und Wohnungen niederschlagen, trifft viele allerdings unvorbereitet. Wir zeigen dir, worauf du dich einstellen solltest.
Mieten
Wer als Expat nach Amerika kommt, möchte oder kann sich oft kein Wohnobjekt kaufen, sondern ist darauf angewiesen, etwas zu mieten. Allerdings ist es manchmal gar nicht so einfach, etwas Geeignetes zu finden. Denn die Wohneigentumsquote in den USA ist vor allem in ländlichen Gegenden viel höher als in den deutschsprachigen Ländern. Somit stehen im Verhältnis wesentlich weniger Mietobjekte zur Verfügung.
Wenn dann etwas Passendes gefunden ist, wird in der Regel kein unbefristeter Mietvertrag unterschrieben. Vielmehr gilt der Vertrag nur für einen bestimmten Zeitraum und muss danach – zu neu verhandelten Bedingungen – erneut abgeschlossen werden. Sowohl Vermieter als auch Mieter haben zum Ablauf des Vertrages eine relativ kurze Frist, um der anderen Partei zu kündigen, falls eine Verlängerung nicht gewünscht wird.
Zusätzlich zur monatlichen Miete fallen wie in Europa auch Nebenkosten für Wasser, Strom und ähnliches an. Du solltest genau prüfen, was der Mietvertrag beinhaltet und was nicht. In großen Wohngebäuden oder -anlagen, die mit Annehmlichkeiten wie Pool, Fitnessstudio, Billardraum und Grillplatz ausgestattet sind, wird abgesehen von den üblichen Nebenkosten in der Regel eine jährliche „Amenity Fee“ verlangt.
Ebenfalls genau im Mietvertrag geregelt ist, ob und in welchem Umfang der Mieter Änderungen in der Wohnung vornehmen darf. Manchmal geht das soweit, dass nur bestimmte Farben für Vorhänge erlaubt sind oder der Vermieter genehmigen muss, wenn du die Wand in einer anderen Farbe streichen willst.
Bauweise
Einfamilienhäuser in den USA sind oft einstöckige Bungalows. In dichter besiedelten Gebieten, wo aus Platzgründen doch mehrstöckig gebaut wird, befinden sich bei vielen Häusern die Garage und ein Hobby- oder Gästezimmer im Tiefparterre oder Erdgeschoss. Die eigentliche Wohnfläche beginnt dann erst im ersten Stock – der in den USA allerdings als „second floor“ bezeichnet wird, da schon beim Erdgeschoss („first floor“ genannt) zu zählen begonnen wird. Keller oder Speicher sind meist nicht vorhanden, weshalb viele Amerikaner die Garage als Stauraum verwenden. Vor allem in Wohnungen fehlt häufig der uns bekannte Eingangsbereich oder ein Flur und man steht nach dem eintreten direkt im Wohnzimmer oder der Küche.
In Punkto Stabilität und Energieeffizienz können Häuser in den Vereinigten Staaten oft nicht mit denen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mithalten. Vielerorts werden selbst große Gebäude mit vielen Wohnungen aus Holz gebaut, da dies schneller und kostengünstiger von statten geht. In Kalifornien ist die Erdbebengefahr ein weiterer Grund für die Holzbauweise. Dass durch die oft schlecht gedämmten Gebäude ein erhöhter Energiebedarf entsteht, interessiert kaum jemanden. Der Grund: Strom ist in den USA vielerorts immer noch verhältnismäßig günstig zu haben. In einigen Gegenden ist das aber gerade im Wandel: Strom- und Wasserpreise steigen, um die Bürger zu einem geringeren Verbrauch zu motivieren!
Heizung und Klimaanlagen
Auch die gebräuchlichen Heiz- und Kühlsysteme in den Vereinigten Staaten sind oft Energiefresser. Neben der Heizung gibt es üblicherweise auch eine Klimaanlage oder es gibt ein System, das sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen verwendet werden kann.
In alten Häusern sind Heizung und Klimaanlage meist getrennte Systeme. Die Heizung kann dann oft nur zentral geregelt werden. Das bedeutet, dass bei mehreren Wohnungen im Haus keine individuelle Temperatur für deine Wohnung eingestellt werden kann, geschweige denn für einen einzelnen Raum. Die Lösung, wenn es zu warm ist? Fenster auf!
In neueren Häusern sind dagegen oft kombinierte Heiz-Klima-Systeme installiert. Entweder in Form einer mit Strom betriebenen „Zentralheizung“, eines „Forced Air“-Systems, oder als Klima-Split-Gerät. Letztgenanntes ist ein unter den Fenstern installiertes Klimagerät, das mit hohem Stromverbrauch auch zum Heizen genutzt werden kann. Fußbodenheizungen sind in den USA hingegen eher unüblich.
Ausstattung
Wesentlich weiter verbreitet als in den deutschsprachigen Ländern ist in Amerika Teppich als Bodenbelag. Vor allem in den Schlafzimmern, aber oft auch in Wohn- und Essbereichen, was von deutschsprachigen Expats und Auswandern oft als unhygienisch und unpraktisch angesehen wird.
Sehr praktisch ist wiederum, dass die meisten Wohnungen und Häuser mit Einbauschränken sowie Küchen- und Badmöbeln ausgestattet sind. Das erspart bei einem Umzug eine ganze Menge Aufwand. Auch Deckenlampen sind oft schon in Küche, Bädern und Flurbereichen installiert. In Wohn- und Schlafzimmern gibt es hingegen häufig nicht einmal einen Stromauslass an der Zimmerdecke, da hier üblicherweise Steh- oder Tischlampen zur Beleuchtung verwendet werden.
Türen haben oft Knäufe statt Klinken und zum Abschließen einen kleinen eingebauten Regler statt eines Schlüssels. In moderneren Apartmentgebäuden kann es sein, dass du für deine Wohnung einen elektronischen Schlüssel bekommst, ähnlich einer Schlüsselkarte im Hotel. Der Nachteil ist dabei, dass damit die Eingangstür nicht von außen verschlossen werden kann.
Fenster lassen sich gerade in vielen hohen Gebäuden nur einen Spalt breit öffnen oder aufschieben. Für Familien mit Kindern bedeutet das, sich keine Sorgen machen zu müssen, dass eins hinausfällt. Selber die Fenster zu putzen ist damit allerdings auch nicht möglich. Da heißt es dann, mit dem Dreck leben und auf die Fensterputzer warten. Häufig sind gerade in insektengeplagten Gegenden Fliegengitter vor den Fenstern angebracht. Außenrollos zur Verdunklung sind dagegen eine Seltenheit.
Die Küche ist meist mit einem sehr geräumigen Kühlschrank ausgestattet und auch Mikrowelle und Spülmaschine sind Standard. Weit verbreitet sind Gasherde mit offener Flamme, Induktionskochfelder dagegen sind noch relativ unbekannt. Beim Backofen kann es durchaus sein, dass sich Unter- und Oberhitze nur getrennt voneinander steuern lassen und du von Umluft nur träumen kannst. Dafür hast du oft die Möglichkeit, Tellerreste direkt im Abfluss der Spüle zu entsorgen und mit dem eingebauten Häcksler zu zerkleinern.
Anderen Müll kannst du in großen Gebäuden meist über einen Abfallschacht („trash chute“ genannt) loswerden: Pro Stockwerk gibt es eine Klappe, durch die der Müll in den Schacht geworfen werden kann, welcher zu einer Mülltonne im Ergeschoss führt.
Viele Mietobjekte sind auch mit Waschmaschinen (häufig Toploader) und Wäschetrocknern ausgestattet. Erstgenannte unterscheiden sich dahingehend von europäischen Geräten, dass sie meist selbst kein Wasser erhitzen können, sondern nur die Wassertemperatur verwenden, die bereits in der Warmwasserleitung vorhanden ist. Waschgänge mit 60°C oder 90°C sind also nicht möglich.
Im Bad musst du dich darauf einstellen, dass es keinen abnehmbaren und höhenverstellbaren, sondern nur einen fest installierten Duschkopf gibt. Außerdem stellt die Bedienung des Wasserreglers in Badewanne/Dusche Europäer anfangs oft vor ein Rätsel, da meist Wasserdruck und Temperatur zusammen eingestellt werden. Die Lösung: Einfach immer weiter drehen – dann kommt irgendwann mehr und gleichzeitig wärmeres Wasser.
Bei Häusern und Wohnungen mit mehr als einem Schlafzimmer gibt es meist sogar zwei oder mehr Bäder und zusätzlich teilweise noch ein sogenanntes „half bath“ – eine Gästetoilette. Wenn mehrere Badezimmer vorhanden sind, ist eines davon in der Regel ein „en suite“-Bad am „Master Bedroom“, dem Haupt-Schlafzimmer.
Elektrik
Wenn du in deiner Wohnung auf einen (vermeintlichen) Lichtschalter stößt, der aber keine Lampe aktiviert, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass darüber ein Teil der Steckdosen im Zimmer ein- und ausgeschalten werden kann.
Da die Steckdosen in Nordamerika ein anderes Layout als in den zentraleuropäischen Ländern haben, musst du Adapter nutzen, um von Zuhause mitgebrachte Elektrogeräte zu betreiben. Das größere Problem ist allerdings, dass das Stromnetz mit einer Spannung von 110 Volt gespeist wird, statt mit den von daheim gewohnten 230 Volt. Aus diesem Grund ist es nicht immer sinnvoll, Geräte mit umzuziehen.
Nachbarschaft
In den bereits erwähnten Wohnanlagen größerer Vermietfirmen werden häufig ein paar Mal im Jahr Events für alle Bewohner angeboten, auf denen man Kontakte knüpfen kann. Häuser und Gärten sind meist nicht voneinander abgegrenzt - man sollte trotzdem nicht einfach auf ein benachbartes Grundstück spazieren!
Service
In Häusern mit vielen Parteien gibt es häufig einen „Doorman“ oder Concierge, bei dem sich Besucher anmelden müssen und der Pakete annimmt.
Vor allem in Gebäuden und Wohnanlagen, die einer großen Vermiet-Firma gehören, ist auch ein Hausmeisterservice („Maintenance“) gang und gäbe, der sich um die Instandhaltung des gesamten Gebäudes, aber auch der einzelnen Wohneinheiten kümmert.