Transition to Motherhood – Plötzlich Mutter, was ändert sich jetzt?
Wenn Körper und Gefühle nach der Geburt Achterbahn fahren, hilft ein klarer Blick auf deine Situation. Besonders für Frauen im Ausland ist es schwierig nach Schwangerschaft und Geburt eine passende muttersprachliche Unterstützung bei der Betreuung zu bekommen und sich zu organisieren. Wir geben Tipps, wie und wo du Hilfe findest.
Der Übergang in die Mutterschaft und die Umstellung, die das Muttersein mit sich bringen, sind Zeiten der größten Veränderungen im Leben einer Frau. Es ist die Zeit des Umbruchs und der Neu(er)findung der eigenen Person. Und auch wenn alles im Vorfeld gut geplant ist, kann der Wandel zu Phasen der Orientierungslosigkeit führen.
Jetzt sind Körper und Psyche mehr denn je gefordert, sich anzupassen. Emotionale Empfindlichkeiten sind nach einer Geburt viel stärker spürbar und können dich belasten. Ein Hormonchaos ist häufig mit dafür verantwortlich. Eine schwierige Schwangerschaft und eine traumatische Geburt können dich eventuell zusätzlich verstören. So bleiben emotionale und auch körperliche Narben.
Immer wieder wirst du verunsichert sein, dich überfordert und verängstigt fühlen und an dir und deinen Entscheidungen zweifeln. Das ist verständlich und ganz normal. Problematisch ist das nur dann, wenn es dir an Unterstützung fehlt und du keinen Familienverbund in der Nähe hast, weil du im Ausland lebst.
„Mutter werden ist nicht schwer – Mutter sein dagegen sehr!“
Mit der Geburt deines Kindes wirst auch du als Mutter geboren. Die neue Rolle ist noch unbekannt. Über Nacht wird keine Frau zu einer perfekt funktionierenden Mama. Es braucht Zeit, bis du dich in die Mutterrolle einfindest und mit deinen Aufgaben wächst.
Wenn du nicht weißt, in welche Richtung du als Mutter gehen willst, helfen dir vielleicht folgenden Fragen:
Wie möchte ich als Mutter sein? Und wie möchte ich auf keinen Fall sein? Sind meine Eltern Vorbilder für mich? Welche anderen Menschen prägen meine Vorstellung einer guten Mutter?
Solltest du zunächst noch keine Antworten auf diese Fragen haben, ist das völlig in Ordnung. In deinem Leben durchläufst du schließlich immer wieder Entwicklungsphasen. Eine davon war deine Pubertät. Erinnere dich zurück, welche Entwicklung du zwischen 13 und 17 Jahren auf allen Ebenen durchlaufen hast – und wie du diese letztlich gemeistert hast! Deine Entwicklung zur Mutter ist ähnlich. Deshalb: Gib dir großzügig Zeit für diese Verwandlung und lass dich nicht stressen. Genetisch bist du so programmiert, dass du die beste Mutter für dein Kind bist.
„Aus Angst vor einer Veränderung auf Veränderungen zu verzichten, führt dich auf Dauer in die Lähmung und die Erschöpfung!“
Du spürst viel Stress? Es ist sinnvoll, mehr Stresskompetenzen zu entwickeln, um deine seelische Gesundheit auf Dauer zu verbessern.
Was das konkret heißt?
Versuche,
dir ehrlich und selbstkritisch stresserzeugende Einstellungen und
Bewertungen bewusst zu machen. So entwickelst du eine andere Denkweise.
Das stabilisiert dich.
Stell dir folgende Fragen:
In
welchen Bereichen spüre ich Anspannung? Was kann ich selbst dafür tun,
das Thema zu entspannen? Was passiert, wenn ich mir selbst mehr Freiraum
zugestehe und etwas für mich fordere? Welchen nächsten Schritt kann ich
tun, damit ich mein Problem entschärfe?
Erschöpfung ist ein Zustand verminderter körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit.
Babyblues, Wochenbett- oder Erschöpfungsdepression sind unterschiedliche Begriffe mit unterschiedlichen Symptomen. Eine Gemeinsamkeit ist, dass die meisten Frauen ein energetisches Defizit spüren.
Depressionen nach Geburten kommen häufig vor, aber gehen nicht so einfach wieder vorbei. Personen aus deinem Familienkreis sind häufig mit der Rolle überfordert, sich ausreichend um dich zu kümmern und dich zu unterstützen. Scheue dich deshalb nicht, dir professionell Unterstützung zu holen. Das Internet bietet viele Möglichkeiten dazu:
- Schatten & Licht e.V. - Initiative peripartale psychische Erkrankungen
- Mamas Nest - Online-Programm für Frauen nach der Entbindung, im Wochenbett und der Familienzeit
Die Leistungen des Körpers wertschätzen.
Nach einer Schwangerschaft und Geburt kann es zu tiefer Erschöpfung kommen. Energielosigkeit und Kräftemangel nach einer Geburt sind normal. Kein Wunder, denn dein Körper hat eine unglaubliche Leistung erbracht! Jetzt muss er sich von den Strapazen erholen.
Bist du dir der erbrachten Leistung bewusst? Vielleicht empfindest du weder Stolz noch Mitgefühl für dich und deinen Körper? Ein ungeplanter Kaiserschnitt oder eine enttäuschende Geburt, hinterlassen bei vielen Müttern eher ein Gefühl der Schuld, der Ablehnung, als das des Stolzes. Wenn es auch dir so geht, mache dir immer wieder bewusst: Du hast das Beste gegeben, was in dieser Situation möglich war.
Für die Verarbeitung von Geburtserfahrungen sind Gespräche heilsam. Auch online findest du unterschiedlichste Angebote für deine Bedürfnisse.
Müdigkeit nach der Geburt ist an der Tagesordnung.
Wenn du dich nach der Geburt kraft- und antriebslos fühlst, ist es Zeit über Veränderungen nachzudenken. Maximale Anspannung und Belastung über einen längeren Zeitraum, führen zu einer Funktionsstörung deines Nervensystems.Es ist wichtig, jede Möglichkeit der Auszeit zu nutzen. Bist du der Typ Mama, der schnell und gerne in den „Super-Mama-Perfektioswahnsinn“ verfällt, dann frag dich:Was ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn ich mir jetzt eine Auszeit nehme, statt „xy“ zu tun?
Als Mutter brauchst du eine Übergangszeit, die dir eine ruhige Anpassung an die neue Situation ermöglicht.
Um Veränderungen und neue Verhaltensweisen in deinem Alltag zu etablieren, brauchst du Zeit. Mütter müssen heute viel zu früh nach einer Geburt zurück ins Leben. Eine Wochenbettauszeit ist schwierig in der Umsetzung, für viele Frauen nicht möglich. Dennoch brauchen wir die Zeit zum Erholen.
Leider ist diese in der Realität oft nicht einplanbar: Der Mann muss arbeiten, der Rest der Familie wohnt weit weg. Die Betreuung nach der Geburt und im ersten Jahr ist oft nicht gegeben.
Mütter laufen schnell Gefahr, dass der Akku leer ist und auch nicht mehr geladen wird. Eine Batterie braucht regelmäßige Ladezyklen. Wir wissen, dass unser Mobiltelefon nicht komplett leer sein darf. Wir sollten eine Tiefentladung vermeiden. Du musst darauf achten, dich rechtzeitig an dein Versorgungsnetz anzuschließen.
Wie kannst du dich als Mutter an dein persönliches Versorgungsnetz anschließen, wenn du wenig Unterstützung hast?
Im Stress verlieren wir die Kunst zu Leben. Damit in deinem Leben aus Bunt nicht Grau wird, überlege dir: Wobei bräuchte ich Unterstützung? Wer kann mich aus meinem engeren Familien- und Bekanntenkreis unterstützen? Welche Institutionen, Vereine, Babygruppen, Hebammentreffen, Onlinekurse oder Müttergruppen kann ich besuchen um Kontakte zu knüpfen?
Kontrollverlust ist Verlust von Gewohnheiten
Das Baby bringt Beschleunigung in dein Leben. Ähnlich wie bei einer Autofahrt führt Beschleunigung zu einem Verlust der Stabilität. Du verlierst den Halt und dir fehlt die Ruhe, um den Blick nach innen zu richten.
Versuche dennoch, auf dich und deine Fähigkeiten zu vertrauen.
In welchen Lebensbereichen brauchst du Halt? Rede mit der Person, die dir Stabilität und Sicherheit geben kann. Was genau sind deine Ängste? Überprüfe sie an der Realität.
Teufelskreis zwischen Schuldgefühlen und Druck
Muttergefühle entstehen nicht bei jeder Mutter von heute auf morgen. Wie jede andere Liebe, darf auch die Liebe zu deinem Baby wachsen. Nicht immer ist es „Liebe auf den ersten Blick“ zwischen Mama und Baby. Berührungen, Haut- und Blickkontakt können diese Liebe entstehen lassen. Eure Bindung wird enger, ihr lernt euch kennen. Habe Vertrauen in diese Entwicklung, denn Schuldgefühle und Druck bewirken das Gegenteil.
Ganz gleich wie alt dein Baby ist, nimm dir Zeit und rede mit ihm. Dein Baby versteht deine Worte viel mehr als du ahnst. Es versteht nicht rational, sondern emotional. Dein Baby versteht dich mit seinem Herzen. Ihr gehört zusammen und werdet einen gemeinsamen Weg finden.
„Beeing a mother while trying to repair myself mentally and emotionally is the hardest thing I have ever had to do.“
Über die Autorin:
Über ihre Webseite mamasnest.online bietet Kristina Lunemann Unterstützung und Beratung für Schwangere und Mütter.
Kristina hat Soziologie, Erziehungswissenschaften und Sozialpsychologie studiert. Zusätzlich hat sich die Mutter zweier Kinder - neben weiteren Fortbildungen - zur Familienberaterin, staatlich geprüften Heilpraktikerin für Psychotherapie und im Bereich systemische Sozialtherapie und Beratung weitergebildet.