Gesundheit

Gesundheitliche Vorsorge

February 28, 2018
Dr. Sabine Schwab

Krankenversicherungen in den USA: Diese Möglichkeiten hast du als Expat

Krankenversicherungen in den USA: Diese Möglichkeiten hast du als Expat


Das Thema „Krankenversicherung in den USA“ bereitet so manchem Expat und Auswanderer schlaflose Nächte, schließlich genießt das Krankenkassensystem in Amerika nicht den besten Ruf. Wer sich im Vorfeld jedoch eingehend informiert, der kann sich auch in den USA auf eine gute Absicherung im Krankheitsfall verlassen, ohne dafür unnötig tief in die Tasche greifen zu müssen.

Grundsätzlich haben Deutsche, die in Amerika leben, unterschiedliche Möglichkeiten, sich zu versichern. Für diejenigen, die nur vorübergehend in den USA leben, kann gegebenenfalls eine Reisekrankenversicherung ausreichen. Wer für längere Zeit in den USA lebt, kann in der Regel zwischen einer Expat-Versicherung und einer amerikanischen Versicherung wählen. Um dir einen besseren Überblick zu schaffen, werden diese drei Optionen im Folgenden ausführlich erklärt.

Option 1: Reisekrankenversicherung

Wenn du nur vorrübergehend (maximal zwei Jahre) in Amerika lebst, keine chronischen Vorerkrankungen wie Asthma oder Diabetes hast und nicht planst, während deiner Zeit in den USA schwanger zu werden, kann eine Reisekrankenversicherung für deinen Auslandsaufenthalt ausreichen. Diese Art der Versicherung kennst du sicherlich von Urlaubsreisen. Sie muss immer im Herkunftsland vor dem Antreten der Reise, also auch vor dem Umzug in die USA, abgeschlossen werden.

Eine günstige Reisekrankenversicherung für Deutsche bietet beispielsweise der ADAC an. Bitte prüfe die angebotene Versicherungspolice vor dem Unterschrieben bis aufs kleinste Detail. Wichtig zu wissen ist, dass eine reine Auslandsreisekostenversicherung keine Kosten übernimmt, die durch eine Schwangerschaft im Ausland entstehen. Vorsorgeuntersuchungen sind in den USA sehr teuer – wenn du die Zeit nutzen willst, um eine Familie zu gründen oder sie zu vergrößern, empfehlen wir eine der beiden anderen Optionen abzuschließen. Gleiches gilt, wenn du eine chronische Krankheit hast. Denn Auslandskrankenversicherungen zahlen nicht, wenn eine ärztliche Behandlung im Ausland abzusehen war.

Zudem musst du bei fast allen Reisekrankenversicherungen im Krankheitsfall in Vorkasse treten. Das bedeutet, dass eine Rechnung ausgestellt wird, die du zunächst selbst begleichen musst. Anschließend schickst du die Rechnung mit allen weiteren Unterlagen an deine Versicherung, die daraufhin entscheidet, in welcher Höhe die Kosten erstattet werden.

Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass du mit einer reinen Reisekrankenversicherung für die USA während Auslandsreisen und Reisen nach Deutschland nicht versichert bist. In diesem Fall muss unbedingt eine weitere Reisekrankenversicherung abgeschlossen werden!

Zudem solltest du beachten: Damit es bei der Rückkehr ins Heimatland keine Probleme mit dem Wiedereinstieg in die gesetzliche Krankenkasse gibt, empfiehlt es sich, eine Anwartschaft abzuschliessen. Informationen dazu erhältst du bei deinem derzeitigen deutschen Krankenversicherungsanbieter.


Option 2: Versicherung durch eine amerikanische Krankenversicherung

Eine amerikanische Krankenversicherung wird meistens über den Arbeitgeber abgeschlossen. Der große Unterschied zu Deutschland besteht darin, dass es eine freiwillige Sozialleistung des Arbeitgebers ist. Es besteht keine Pflicht, den Angestellten eine Krankenversicherung anzubieten (außer diese ist Teil eines Tarifertrags).

Die Beiträge der Krankenversicherung werden in den USA „Premium“ genannt – ähnlich dem deutschen Begriff der Versicherungsprämie. Sie werden, wie in Deutschland, meistens direkt vom Gehaltsscheck abgezogen. Da die Gehaltsauszahlung in den USA wöchentlich oder alle zwei Wochen stattfindet, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass auch die Prämienzahlungen häufiger fällig wird. Sieht der Beitrag auf den ersten Blick sehr gering aus, ist dies auf die wöchentliche oder zweiwöchige Prämienzahlung zurückzuführen.

Ein weiterer Unterschied zu Deutschland besteht darin, dass der Arbeitgeber Vertragspartner der Versicherung ist, und nicht der Arbeitnehmer. Arbeitgeber schließen sogenannte „Gruppenversicherungen“ für ihre Angestellten ab. Damit entfällt nicht nur die freie und individuelle Wahl des Anbieters, sondern auch der Versicherungsschutz bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

Es besteht für den Arbeitnehmer die Möglichkeit, nur sich selbst oder die gesamte Familie (Ehepartner und Kinder) zu versichern. Sind beide Eltern berufstätig, kann es bei unterschiedlichen Arbeitgebern dazu führen, dass sie zwei verschiedene Krankenversicherungen haben, da sie wegen der Gruppenversicherungen ja keinen Einfluss auf die Wahl der Krankenversicherung haben. Die Kinder werden mit in den Versicherungsplan eines Elternteils aufgenommen. Bei der Entscheidung, wer von beiden die Kinder aufnimmt, sollten die Prämienzahlungen, aber auch die Versicherungsleistung genau geprüft werden.

Der Prozentanteil der Premium-Zahlungen, die vom Arbeitgeber übernommen werden, ist von Arbeitgeber zu Arbeitgeber verschieden. Im US-weiten Durchschnitt zahlt der Arbeitnehmer 17 Prozent der Krankenversicherungskosten bei einer Single-Versicherung, und 27 Prozent bei einer Familienversicherung.

Letztlich ist zu erwähnen, dass viele Arbeitgeber einen Versicherungsschutz erst nach drei Monaten Betriebszugehörigkeit anbieten. Ein Arbeitgeberwechsel führt demzufolge nicht nur zum Wechsel der Versicherung, sondern auch zu hohen Kosten, wenn die Übergangszeit mit einer privaten Direktversicherung oder durch COBRA (siehe unten) abgedeckt werden muss. Für Expats empfiehlt es sich, in den Entsendungsverhandlungen das Thema Krankenversicherungsschutz ab Antritt der Auslandsentsendung anzusprechen, um einen problemfreien und vor allem direkten Wechsel in das amerikanische Krankenversicherungssystem zu gewährleisten.

COBRA
Der Consolidated Omnibus Budget Reconciliation Act von 1985 (kurz: COBRA) ist eine Möglichkeit, sich für maximal 18 Monate weiter in der Gruppenversicherung des Arbeitgebers mit versichern zu lassen – natürlich auf eigene Kosten. Dies wird gerne von Expats angenommen, die nach Beendingung des Arbeitsverhältnisses nicht direkt das Land verlassen wollen, weil sie beispielsweise noch umherreisen wollen.

Der Arbeitgeber muss jedoch einige Auflagen erfüllen. So darf er keine Insolvenz angemeldet haben und mindestens 20 Mitarbeiter müssen weiterhin im Beschäftigungsverhältnis stehen.

Die Kosten von COBRA sind für den Versicherungsnehmer sehr hoch. Statt der bisherigen Teilkosten sind es nun 100 Prozent der Jahresprämie, die alleine getragen werden müssen. Hinzu kommt eine Verwaltungsgebühr von zwei Prozent der Gesamtversicherungsprämie. Fällt der Versicherungsnehmer mit den hohen Kosten unter die Armutsgrenze, qualifiziert er sich für Medicaid beziehungsweise CHIP.


Option 3: Versicherung über eine Expat-Versicherung

Weiter oben wurde die Option der Reisekrankenversicherung beschrieben. Diese greift allerdings nicht bei Verletzungen, die während der beruflichen Tätigkeiten im Ausland entstehen. Wenn eine Krankenversicherung über den US-Arbeitgeber nicht in Frage kommt (siehe Option 2), eignet sich eine so genannte Expat-Krankenversicherung. Diese wird vom deutschen Arbeitgeber abgeschlossen.

Im Falle einer Erkrankung in den USA sind durch eine Expat-Versicherung in der Regel die folgenden Punkte abgedeckt: eine ambulante sowie eine stationäre Behandlung, verschreibungspflichtige Medikamente und ein Rücktransport im Krankheitsfall oder Tod.

Leider sind Routine- und Vorsorgeuntersuchungen oft nicht mit abgedeckt. Auch zahnärztliche Behandlungen sind oft nur insofern abgedeckt, als sie zur Schmerzstillung durchgeführt werden. Die Übernahme von Kosten bei chronische Erkrankungen muss unbedingt im Vorfeld mit der Versicherung abgeklärt werden.

Wie bei der Auslandsversicherung besteht ein Nachteil der Expat-Versicherung darin, dass man in der Regel in Vorkasse gehen muss und die Behandlungskosten erst erstattet werden, wenn man die entsprechenden Unterlagen eingereicht hat. Dabei sind zwei Dinge zu beachten: Erstens kann es passieren, dass die Versicherung nicht die gesamten Behandlungskosten übernimmt. Zweitens sind die Behandlungskosten in den USA wesentlich teurer als in Deutschland. Die enormen Kosten selbst für kleine Standardbehandlungen können ein beachtliches Loch in die Haushaltskasse reißen. Zudem ist zu beachten, dass die Behandlungskosten oft sehr intransparent sind und je nach Krankenhaus oder Praxis stark variieren können. So kann eine Blinddarm-OP zwischen 1.500 US-Dollar und 180.000 US-Dollar kosten, wobei der Durschnitt bei rund 33.000 US-Dollar liegt.

Positiv ist zu erwähnen, dass im Falle eines Heimatbesuches Expat-Versicherungen in der Regel den Versicherungsschutz in Deutschland für bis zu 90 Tage übernehmen.


Über die Autorin:
Sabine Schwab ist Doktorin der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und Mutter einer Tochter. Sie lebt seit 2010 im Bundesstaat New Jersey. An den USA gefällt der Reisebegeisterten insbesondere die Weite und Vielfalt des Landes sowie die Diversität der Kulturen. Für HEIMAT abroad schreibt Sabine als „Working Mom Expert”. Auch für die Bereiche „Bewerbung und Lebenslauf”, „Gesundheit/Krankenversicherung” sowie „Volunteering” ist Sabine die richtige Ansprechpartnerin.

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