Umzug & Einleben

Rückkehr in die alte Heimat

May 28, 2019
Britta Nielsen

Mit „High School“-Abschluss in Deutschland studieren – geht das so einfach?


Wer kann das bezahlen, wer hat soviel Geld? Studiengebühren steigen an den amerikanischen Colleges steil an; selbst die Kosten für öffentliche Universitäten nähern sich inzwischen der 30.000 Dollar-Marke. Bei den privaten Colleges kostet das Studium oft doppelt so viel oder noch mehr. Kein Wunder, dass das kostenfreie Studium in Deutschland da seinen Reiz hat. Aber geht das überhaupt – Studieren an einer deutschen Uni mit einem amerikanischen „High School“-Abschluss?

Vorausplanen sichert Möglichkeiten

Auch wenn das Studium noch sehr weit weg scheint, ist es eine gute Idee, schon vor Ende der Middle School die ersten Informationen einzuholen. So können rechtzeitig die Weichen gestellt werden und mögliche Hürden treten später gar nicht erst auf, die andernfalls nur mit viel Mühe – oder gar nicht mehr – aus dem Weg geräumt werden können. Das Auswärtige Amt hat eine hilfreiche Webseite mit viel Wissenswertem zum Thema „Studieren in Deutschland“, auch die Seiten study-in.de, kmk.org und uni-assist.de sowie die Webseiten der jeweiligen Universitäten bieten viele Informationen.

Wenn du und dein Kind ein Studium in Deutschland in Erwägung ziehen, dann ist es ratsam, schon vor dem „Freshman Year“ (dem ersten Jahr in der High School) zu wissen, was die Anforderungen der jeweiligen Studiengängen sind und welches Leistungsniveau die in der High School belegten Klassen haben müssen. Grundsätzlich ist ein amerikanischer „High School“-Abschluss für eine direkte Bewerbung an den deutschen Universitäten ausreichend, allerdings muss das Zeugnis bestimmte Bedingungen erfüllen.

Um dir eine ungefähre Vorstellung des momentan erforderlichen Profils für eine Bewerbung an einer deutschen Universität zu geben, hier eine Auflistung, was der Absolvent alles mitbringen muss: Insgesamt müssen 16 sogenannte „Academic Units“ nachgewiesen werden, davon vier Units Englisch mit der Mindestnote C, drei Units Social Studies, zwei Units in einer Fremdsprache, zwei bis drei Units Science, und zwei bis drei Units Mathematik (ebenfalls beide mit der Mindestnote C). Dazu kommt ein Mindestergebnis von 1.360 Punkten beim Scholastic Aptitude Test (SAT), den alle Schüler in der elften Klasse schreiben, und ein Grade Point Average (GPA, der nach einer bestimmten Formel berechnete Notendurchschnitt) von mindestens 3.0. Für bestimmte Studiengänge wie Mathematik, einige Naturwissenschaften, Medizin oder Pharmazie gelten höhere Anforderungen. Bei www.uni-assist.de/tools/check-hochschulzugang/ findest du weitere Informationen dazu.

Mein Kind spricht die Lehrsprache des Studiums fließend. Reicht das als Voraussetzung für eine Bewerbung an einer öffentlichen deutschen Uni?

Wer ein Internationales Baccalaureate (IB) mitbringt oder die Zentrale Oberstufenprüfung beim Goethe Institut abgelegt hat, braucht sich um Sprachprüfungen keine Sorgen machen. Für alle anderen internationalen Bewerber führt in der Regel kein Weg an einem von drei möglichen Sprachzertifikaten vorbei: die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang ausländischer Studienbewerber (DSH), den Test Deutsch als Fremdsprache (TestDaF), oder das Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz Stufe II (DSD). Diese Prüfungen sind alles andere als Selbstgänger, auch wenn dein Kind fließend Deutsch spricht. Wortschatz, Grammatik, schriftlicher und mündlicher Ausdruck werden bewertet, da die Universitäten sicherstellen wollen, dass Studienanfänger den Vorlesungen ohne Probleme folgen können. Zu all diesen Tests und der Vorbereitung auf die Prüfungen haben das Goethe Institut und die Zentralstelle für das ausländischen Bildungswesen der Kultusministerkonferenz viel Wissenswertes zusammengetragen. Auch die Zulassungsdatenbank des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ist eine hilfreiche Anlaufstelle. Kostenlose Vorbereitungskurse für Sprachprüfungen gibt es außerdem unter www.dsh-germany.com/info/#vorbereitunskurse.

Was tun, wenn mein Kind in Sprache und/oder Schrift im Deutschen nicht sattelfest ist?

Im Jahr 2016 haben sich fast 400.000 internationale Studenten erfolgreich in Deutschland eingeschrieben, darunter viele, die nicht zweisprachig aufgewachsen sind. Auch wer die Sprache nicht perfekt beherrscht, hat eine Reihe von Möglichkeiten, es trotzdem zur Immatrikulation zu schaffen.

Wichtig ist, sich zeitig bei den Universitäten Informationen zu den Sprachanforderungen einzuholen: Welche Sprachzertifikate werden anerkannt? Welche Niveaustufe für die Sprachkompetenz ist erforderlich? Wenn deine Kinder nicht über Jahre hinweg an den Wochenenden in staubigen Klassenzimmern sitzen und Deutsch pauken wollen, gibt es die Möglichkeit, im Studienkolleg die Deutschkenntnisse zu verbessern. Das einjährigen Studienkolleg, das mit einer sogenannten Feststellungsprüfung endet, vermittelt fachspezifisches Vokabular, Grundkenntnisse des gewählten Studiengangs, und individuelle Lernstrategien. Mehr dazu findest du ebenfalls auf www.uni-assist.de.

Wie viele englischsprachige Studiengänge gibt es in Deutschland?

Englischsprachige Studienprogramme nehmen in Deutschland stetig zu, bisher ist Deutsch jedoch nach wie vor die gängige Sprache an Hochschulen. Private Universitäten bieten hier etwas mehr Auswahl an; derzeit gibt es rund 200 Studiengänge, die im Vergleich zu amerikanische Colleges mit ihren überschaubaren Studiengebühren immer noch recht budgetfreundlich sind. Und um die Deutschkenntnisse muss sich der Bewerber hier keine Sorgen machen.

Welche deutschen öffentlichen Universitäten sind bei internationalen Studenten besonders begehrt?

Deutschland ist ein beliebtes Studienland für Studenten aus aller Welt. Möglicherweise ist die Bibliothek in deutschen Unis zwar einfacher möbliert und die Gartenanlagen weniger manikürt im Vergleich zu vielen amerikanischen Colleges, aber dafür sind die Ausbildungskosten für den Master gesichert, und der Absolvent kann sich auf einen Einstieg ins Berufsleben ohne erdrückende Schuldenlast freuen. Doch nicht nur das: Viele Unis bieten auch eine erstklassige Unterstützung für internationale Studierende; zudem gibt es einige Einrichtungen, die weltweit einen ausgezeichneten Ruf haben. Unter den Hunderten von Universitäten in Deutschland gibt es eine ganze Reihe, die unter den Top-200 der Welt liegen, angeführt von der Freien Universität und der Humboldt-Universität in Berlin sowie der Technischen Universität und der Ludwig-Maximilian-Universität in München; auch die Universitäten in Heidelberg, Furtwangen und Freiburg sind unter den Top-Universitäten zu finden. Und selbst die Hochschulen, die nicht zu diesem Elite-Club gehören, bieten deinem Kind eine gute Ausbildung. Wichtig ist auch hier, sich vorher über das Studienangebot und eventuelle Schwerpunkte zu informieren.

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