Wenn Norman Sunday vor seiner Scheune sitzt, erwischt er sich dabei, wie er wehmütig über sein Land schaut. Der 82-jährige Bauer aus dem Staat Pennsylvania im Nordosten der USA ist sich bewusst, dass hier bald eine jahrhundertelange Tradition zu Ende geht. Früher züchtete er hier Rinder, aber jetzt ist er im Ruhestand und weiß, wie unwahrscheinlich es ist, dass seine Kinder in seine Fußstapfen treten werden.
Wie viele in Berk County ist Sunday ein Nachfahre von deutschen Einwanderern, die im 18. Jahrhundert aus der Pfalz im Südwesten Deutschlands kamen, um ein neues Zuhause zu finden. Sie waren hart arbeitende, religiöse Bauern, die ihre Kultur mitbrachten.
Obwohl Sunday selbst nie in Deutschland war, sprachen seine Eltern „Pennsylvania Deitsch“ („Pennsylvania Deutsch“), einen deutschen Dialekt, der in der ländlichen Bevölkerung seit 300 Jahren gesprochen wird. „Ich kann ned gud schwätze, aber ich verstehe“ („Ich kann nicht gut sprechen, aber ich verstehe.“), sagt er im lokalen Dialekt.
Deutscher Dialekt, geboren in den USA Patrick Donmoyer von der University of Pennsylvania möchte dieses Erbe für zukünftige Generationen erhalten. Im German Cultural Heritage Center in Kutztown in Berks County unterrichtet er Pennsylvania Deitsch in einer ehemaligen deutschen Schule aus dem Jahr 1870. Heute ist die Schule ein Museum.
Die Sprache ist laut Donmoyer nicht in Gefahr, auszusterben. Rund 40.000 Menschen sprechen noch immer diesen Dialekt allein in Pennsylvania und etwa 400.000 in Amerika. Die Zahl steigt wieder, aufgrund der Tatsache, dass amische und mennonitische Glaubensgemeinschaften, die Pennsylvania Deutsch als Muttersprache sprechen, in der Regel große Familien haben. Etwa 30% der Einwohner Pennsylvanias haben deutsche Vorfahren und viele sprechen weiterhin irgendeine Art Deutsch zu Hause. Laut Donmoyer hat sich der Pennsylvania Deutsch Dialekt über 300 Jahre in eine eigene Sprache entwickelt.
Alte Traditionen wiedergeboren Das beliebte Kutztown Folk Festival zieht jedes Jahr 130.000 Besucher an, um die Lebensweise der Deutschen Einwanderer, die Berk County stark beeinflusst haben, zu erleben. Im Wursthaus werden Würste nach Pennsylvania Deutscher Art mit Sauerkraut serviert, während eine Blaskapelle Musik spielt, die für das deutsche Bundesland Bayern nicht untypisch ist.
Der Trompeter der Band, Leon Moll, hat als Kind regelmäßig mit seinen Eltern Pennsylvania Deitsch gesprochen. Seit seine Eltern jedoch verstorben sind, spricht er die Sprache kaum noch und seine Kinder „tun es nid mehr schwätze“ („sprechen es gar nicht mehr“), erklärt er. Für viele werden die alten Traditionen nur noch während der neun Tage des Festivals aufrecht erhalten und gelebt.