Lebenslinien: Kathrin Schönberg, Lehrerin und Autorin in San José
Lebenslinien: Kathrin Schönberg aus San José
Was bringt Deutsche, Österreicher und Schweizer nach Amerika? Welche wertvollen Erfahrungen haben sie in den USA gemacht und wie hat sie die Zeit im Ausland geprägt? In unserer Interview-Reihe stellen wir deutschsprachige Expats und Auswanderer vor und befragen sie zu ihrem Leben in Amerika, zu ihren Wünschen, Träumen und Sorgen.
Heute reden wir mit Kathrin Schönberg. Die Rheinländerin hat nach ihrem Studium in Köln und Koblenz zehn Jahre lang als Grundschullehrerin gearbeitet. Kathrin hat zwei Töchter, die beide in Köln geboren sind. Seit 2008 lebt sie mit ihrem Mann und den Kindern in San José, der Hauptstadt des Silicon Valleys.
Liebe Kathrin, was hat euch in die USA geführt?
Wir wollten schon immer mal ins Ausland, hatten uns aber nie wirklich aktiv darum gekümmert. Als mein Mann dann ein Jobangebot eines Solar-Startups aus dem sonnigen Kalifornien bekam, fiel die Entscheidung für den Umzug ziemlich schnell. Und irgendwie sind wir hier hängen geblieben, obwohl das gar nicht so geplant war.
Was liebst du besonders an deiner neuen Heimat?
Das schöne Wetter, viel draußen sein zu können und die freundlichen Menschen aus aller Herren Länder mit ihrer positiven Lebenseinstellung – das alles macht das Leben hier sehr lebenswert. Man muss hier allerdings darauf achten, nicht im Hamsterrad stecken zu bleiben und zu viel zu arbeiten. Denn der Amerikaner an sich arbeitet viel, oft zu viel und nicht immer effektiv.
Welche Jahreszeit magst du am liebsten und warum?
Ich liebe den Herbst hier an der Westküste. Manchmal haben wir im November noch 25 Grad, am Meer ist nur selten Nebel und das Licht ist wunderschön.
Was vermisst du besonders an Deutschland?
Am meisten vermisse ich meine Eltern und dass ich nicht mal eben zu ihnen auf ein Glas Wein und eine Partie Scrabble mit meiner Mutter vorbeifahren kann. Außerdem vermisse ich deutsche Bäcker und Brötchen, Köln und den Dom, Saunabesuche, die Alpen und den Hopfensee, die Drogeriemarktkette DM, die deutsche Ehrlichkeit, Eisdielen, Kneipen, Biergärten und laue Sommerabende, an denen es lange hell ist.
Wie unterscheidet sich dein Alltag hier von demjenigen in Deutschland?
Die größten Unterschiede zum Alltag in Deutschland ist vermutlich die Fortbewegung. Die USA sind einfach für Autos ausgelegt und die öffentlichen Verkehrsmittel hier in San José sind leider nicht so gut wie in Köln oder in anderen amerikanischen Großstädten. Glücklicherweise leben wir in einem Viertel, in dem wir viel zu Fuß gehen und uns völlig frei bewegen können.
Was machst du, wenn du Heimweh hast?
Wenn ich Heimweh habe, dann rufe ich jemanden in Deutschland an, höre deutsches Radio und gucke die Tagesschau oder einen Tatort. Und danach gehe ich raus und genieße den kalifornischen Sonnenschein.
Hast du Tipps, wie man sich am besten auf das Leben im Ausland vorbereiten kann?
Zu Beginn ist es hilfreich, sich mit anderen (deutschen) Expats auszutauschen, die schon eine Weile in deinem neuen Wohnort leben. Es gibt außerdem unzählige Internet-Foren und Facebook-Gruppen, in denen man Auskünfte und Tipps zu allen möglichen Themen bekommt. Man muss aber auch nicht alles im Voraus wissen. Ich finde es auch wichtig, sich offen und mit einer gewissen Abenteuerbereitschaft auf das Ereignis „Leben im Ausland” einzulassen. Es ist nicht lebenswichtig im Voraus zu wissen, wieviel ein Liter (beziehungsweise eine Gallone) Milch kostet. Manch ungeplantes Ereignis bringt einem neue Erkenntnisse, Erfahrungen und vielleicht sogar neue Freunde. Lass dich auf die „locals” ein und verbringe deine Zeit nicht nur mit anderen Deutschen. Das ist an manchen Orten vielleicht schwerer als an anderen, aber so wird die Auslandserfahrung viel authentischer.
Wie wichtig sind dir deutsche Traditionen und welche behältst du in der neuen Heimat bei?
Mir sind deutsche Traditionen nicht wahnsinnig wichtig, aber ich weigere mich immer noch meinen Geburtstag vor dem eigentlichen Tag zu feiern. Amerikaner sind da sehr flexibel. Sie gratulieren dir auch gerne schon eine Woche vorher. Mir fehlen auf jeden Fall Karneval und die deutsche Weihnachtszeit. Aber manche Dinge kann man einfach nicht kopieren. Wir waren hier mal bei einer Karnevalsparty, aber es ist einfach nicht das Gleiche wie in Deutschland. Den Kölner Straßenkarneval kann man einfach nicht ersetzen.
Zu guter Letzt: Welche drei Dinge würdest du mitnehmen, wenn du morgen wieder zurück nach Deutschland ziehen würdest?
California Poppy Seeds, eine Kiste von meinem Lieblings-Chardonnay und mein Käfer-Cabrio :-)
Liebe Kathrin, vielen Dank für das Gespräch!