Leben in den USA

Lebenslinien

April 15, 2021
Kathrin Kunterding | Monique Menesi | Interview

Lebenslinien: Monique Menesi "Amerika ist immer noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten"

Wir wollen euch in diesem Interview Monique Menesi vorstellen, die 2014 mit einer gewonnenen Greencard, ohne Plan, dafür mit Ehemann Sascha und zwei Kindern, damals acht und zwölf, sowie einem Jack Russell Terrier in die USA ausgewandert ist.

Wo hat euer Amerika-Abenteuer begonnen, und wo habt ihr schon überall gelebt?

Zunächst ging es mit einem One-Way Ticket nach Seattle, weil das der günstigste Flug war. Wir sind dann erst einmal ein paar Monate gereist und haben uns dann in Charlotte, North Carolina, niedergelassen. Dort haben wir unsere erste Firma Meetus@US www.meetus.us gegründet – eine German-American Executive Search, Recruiting & Consulting Firma. 2018 sind wir dann nach Portland, Oregon, gezogen, um dort unser zweites Business www.breadlovers.net auf den Markt zu bringen. Seit Februar 2020 leben wir in Kalifornien, wo ein weiteres Business www.equilibrium.team dazukam.

Momentan haben du und dein Mann vier Businesses wobei sich Sascha hauptsächlich um Breadlovers kümmmert, richtig?

Genau, hier sind unsere vier Webseiten dazu:

1.www.meetus.us: German-American Executive Search & Consulting

2.www.breadlovers.net: "German Style" Sourdough Bread Baking Mix

3.www.equilbrium.team: Mindful Leadership Onlinekurs & -Coaching

4.www.muttersprachepodcast.com: Der USA Auswanderer-Podcast

Was liebst du besonders an deiner neuen Heimat USA?

Das Land, die Menschen und dass man sich hier ausprobieren kann. Es ist hier auch nicht alles Gold, was glänzt, aber in vieler Hinsicht sind die USA immer noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Allerdings muss man auch hart dafür arbeiten!


Und was vermisst du besonders an Deutschland?

Eigentlich vermisse ich nur München und gewisse Menschen. Ich bin zwar gebürtig aus dem Sauerland, habe mich aber in München sehr heimisch gefühlt. Ich würde gern mal wieder zum Drogeriemarkt dm gehen. Für das Brot, das uns hier gefehlt hat, haben wir ja mit unserem eigenen Business eine tolle Lösung gefunden.

Ist dein heutiger Amerika-Alltag anders als zuvor in Deutschland?

Puh, das ist schwer zu beantworten. Eigentlich nicht so viel, da ich in Deutschland auch die meiste Zeit selbstständig war; ich habe auch dort immer viel gearbeitet. Vielleicht die Entfernungen und die öffentlichen Verkehrsmittel. In Deutschland war ich sehr viel beruflich allein unterwegs, das bin ich, seitdem wir in den USA leben, nicht mehr. Und durch Corona hat sich ja die Businesstrip-Kultur sowieso stark verändert.

Wie unterscheidet sich das Arbeitsleben von demjenigen in der alten Heimat? Hat sich der Umzug nach Amerika auf deine Karriere ausgewirkt? Und hast du eventuell einen ganz neuen beruflichen Weg eingeschlagen?

Ich habe in Deutschland als Executive Coach für Unternehmen wie die Otto Group, Lufthansa oder TUI gearbeitet. Auch wenn mein English ganz ok war, war es zunächst schwer, hier als Psychotherapeutin und Coach Fuß zu fassen. Als wir in den USA gestartet sind, hatte ich zunächst einen Job im HR-Bereich eines deutschen Unternehmens, und dann haben wir auch recht schnell unsere erste eigene Firma gegründet. Ich denke, wenn man auswandert und nicht als Expat entsendet wird, muss man auf jeden Fall beruflich flexibel sein. Seit der Corona-Krise arbeite ich nur noch online und zwar hauptsächlich als Leadership Coach, also ähnlich wie zuvor in Deutschland. Full Circle!


Du hast ja bereits mit 19 dein erstes eigenes Business, eine Reisebürokette im Ruhrgebiet, gegründet. Unternehmerin zu sein, war also nichts komplett Neues für dich. Hast du das Gefühl, dass es in Amerika leichter ist, selbstständig zu sein?

Ja, auf jeden Fall. Das mag aber auch im Allgemeinen an Social Media und den Möglichkeiten liegen, sich mehr zu vernetzen. Außerdem sind wir stark auf den German-American Markt fokussiert, und das ist eine überschaubare Community.

Welche Pläne und Ziele hast du für deinen Auslandsaufenthalt?

Meine erfolgreichen Unternehmen und meinen Muttersprache-Podcast weiter auszubauen. Ich möchte auch gern mein Netzwerk erweitern und hier ein entspanntes Leben führen.

Wie sieht ein typischer Montagmorgen bei dir aus?

Laufen am Beach, Yoga und Meditation, und dann geht es um 09:00 Uhr los. Meist ein paar Telefonate, E-Mails und ein paar Coachings. Am Nachmittag ein Spaziergang mit den Hunden am Strand und dann noch eine Runde arbeiten.

Hast du dich durch deinen Umzug nach Amerika verändert?

Gute Frage – vielleicht sollte man diese Frage meiner Familie in Deutschland stellen. Ich glaube, ich war schon immer ein bisschen verrückt und spontan. Ich meine nicht, dass mich Amerika verändert hat. Aber ich habe mich sicherlich gewandelt, weil ich viel Zeit in die intensive Arbeit mit mir selbst gesteckt und mich mit der Frage beschäftigt habe, was ich vom Leben will. Die Auswanderung hat uns auch als Familie zusammengeschweißt und einander noch näher gebracht.

Hast du etwas Spezielles durch das Auswandern und das Leben in Amerika über dich gelernt?

Du kannst alles machen, was du willst. Geht nicht, gibt’s nicht. Wochenenden gibt es allerdings auch nicht.

Was war dein erster Eindruck von Amerika/deinem Wohnort?

Ich fand es zuerst komisch, an einem Ort zu sein, wo ich keinen kenne. Zum Glück hat sich das sehr schnell geändert. Da wir zuvor schon in Dubai, Qatar und der Schweiz gelebt haben, wusste ich, wie man sich schnell mit anderen Deutschen vernetzt und sich im Ausland zurechtfindet.

Wann hattest du das Gefühl, die Amerikaner so richtig zu verstehen?

Bis heute noch nicht. :-)

Und wann hast du gespürt, so richtig angekommen zu sein?

Ehrlich gesagt haben wir schon an so vielen Orten gelebt, dass ich relativ schnell irgendwo ankomme. Ich brauche immer ein Jahr, um mich irgendwo richtig zu Hause zu fühlen. Es klingt zwar komisch, aber sobald man eine Jahreszeit das zweite Mal an einem Ort verlebt hat, fühlt es sich schon vertraut an.

Hast du Tipps, wie man sich mental und organisatorisch am besten auf einen Auslandsumzug vorbereiten kann?

Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Ich würde mich mit Deutschen auf Social Media vernetzen. Auf Facebook gibt es fast für jeden Ort Gruppen, wo man Menschen kennenlernen und gute Tipps erhalten kann. Wenn ich einen Job suche, würde ich mich informieren, welche Firmen in Frage kommen, und mein LinkedIn-Profil updaten. Und: Wir hatten alle unsere Möbel verkauft, das würde ich auch wieder so machen. Networking, Networking und Networking – das ist das absolut Wichtigste.

Hast du Kontakt zu anderen deutschsprachigen Expats/Auswanderern, von deren Erfahrungen du profitieren kannst?

Ich habe sogar einen Podcast nur mit deutschen Auswanderern gegründet, und das ist eine Riesenbereicherung, und ich freue mich jede Woche auf ein neues Interview. www.muttersprachepodcast.com

Noch vier “Fun-Fragen” an dich:

Welche drei Dinge lässt du dir von deinem Besuch aus Deutschland mitbringen?

Taschentücher, Dinge aus dem dm, Tee

Und welche drei Dinge würdest du mitnehmen, wenn du morgen wieder zurück in deine alte Heimat ziehen würdest?

Nix.

Welche Jahreszeit magst du am liebsten und warum?

Wir haben hier in California fast keine Jahreszeit. In Oregon habe ich den Frühling sehr gemocht und in Charlotte, NC, den Herbst.

Welchen Feiertag magst du am liebsten und warum?

Thanksgiving ist hier toll: Menschen kommen zusammen und genießen einfach die Zeit miteinander.



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